Month: June 2018

Es läuft alles wie von selbst für die Rechte in Schweden

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Schießerei in Malmö:

Noch mehr Gift für Schwedens Wahlkampf

Drei Tote in Malmö heizen die populistische Stimmung weiter an. Expertenvorschläge für Prävention werden ignoriert, die Politik setzt vor allem auf Härte.

21. Juni 2018
Schweden
Ermittler am Tatort in Malmö. Foto: afp

 

Es ist ein düsterer Auftakt für das nahende Mittsommer-Wochenende, wenn halb Schweden zum schönsten und hellsten Fest des Jahres aufs Land pilgert. Nach der Ermordung von drei jungen Männern in Malmö, vermutlich mit Maschinenpistole aus einem fahrenden Auto, kommentierte die liberale Zeitung „Dagens Nyheter“ mit hilflosem Unterton: „800 organisierte Kriminelle können doch nicht ein ganzes Land mit zehn Millionen Bürgern in Geiselhaft nehmen“. Doch genau danach sieht es aus.

Denn diese bisher folgenreichsten Schüsse in einer langen Kette von tödlichen Banden-Konflikten sind pünktlich zum Wahlkampfauftakt mit Zuwanderung und Kriminalität im Zentrum abgefeuert. Nach allen Erfahrungen seien Racheaktionen zu befürchten, verkündet die Polizei in Schwedens drittgrößter Stadt mit gut 300 000 Einwohnern. Seit 2016 sind hier bei Schießereien 22 Menschen ums Leben gekommen. Read the rest of this entry »

Linn Ullmanns sechster Roman meisterlich und viel mehr als “Autofiktion”

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«Die Unruhigen»

Ingmar Bergman und Liv Ullmann als überforderte Eltern

Linn Ullmann ist als Scheidungskind weltberühmter Eltern groß geworden. In «Die Unruhigen» erkundet sie die Sommerwochen bei Ingmar Bergman und die Restzeit bei der ewig hadernden Liv Ullmann. Bis der Vater als seniler alter Mann stirbt. Die Mutter nennt das Buch zurecht ein Meisterwerk.

19.06.2018

Linn Ullmann. Foto: dpa​

Von Thomas Borchert

Am besten man wüsste bis zum Ende nicht, dass hier ein weltberühmtes Elternpaar von der Tochter mit Erinnerungen an eine zerrissene Kindheit vorgestellt wird. Als Rettung vor dem Schlüssellochgucken. Wie die Norwegerin Linn Ullmann (51) diese schwer zu unterdrückende Form von Neugier fast vergessen macht, ist Teil ihrer Meisterschaft in «Die Unruhigen» mit Ingmar Bergman, in Cannes zum «besten Filmregisseur aller Zeiten» gekürt, der kaum minder berühmten Schauspielerin Liv Ullmann und sich selbst als Hauptpersonen.

Linn Ullmann: Die Unruhigen, Roman, aus dem Norwegischen von Paul Berf, Luchterhand Verlag, München, 412 Seiten, 22,00 Euro, ISBN: 978-3-630-87421-0. Foto: ​Random House/dpa

«Ich hätte gern ein Buch ohne Namen geschrieben. Oder ein Buch mit sehr vielen Namen. Oder ein Buch, in dem alle Namen so alltäglich sind, dass man sie auf der Stelle vergisst», schreibt sie zu Beginn ihres sechsten Romans in einer glasklaren, unprätentiösen Sprache und nennt die berühmten Namen sowie auch den eigenen nicht ein einziges Mal. Sich lässt sie abwechselnd als «ich» und «sie» auftreten. Die Autorin schafft auf den 400 Seiten das ganz Schwere: Man klappt das Buch zu als fesselnde, nachdrücklich und zugleich unsentimental, auch witzig zum Nachdenken über die eigene Geschichte anregende Meditation zum alle prägenden und immer komplexen Verhältnis zwischen Kindern und Eltern.

In diesem Fall kennt alle Welt den Rahmen: Der große Ingmar Bergman und die schöne Liv Ullmann, so sieht es die Welt eben, verliebten sich bei den Dreharbeiten zu «Persona» 1965. Die Tochter kam ein Jahr später zur Welt und konstatiert nüchtern über ihren damals 48- jährigen Vater: «Ein Kind mehr oder weniger. Er hatte acht aus früheren Beziehungen und war als dämonischer Regisseur (was immer das bedeuten soll) und als Schürzenjäger bekannt (ziemlich eindeutig, was das bedeutet).» Die Beziehung zur 21 Jahre jüngeren Mutter hielt, bis die Tochter drei war. Zu den Vereinbarungen des weiter zusammenarbeitenden und lebenslang befreundeten Ex-Paares gehörten jedes Jahr ein paar Sommerwochen für Tochter Linn beim Vater auf der kleinen Ostseeinsel Fårö, wo der Filmemacher 2007 gestorben ist.

Ansonsten aber lebte natürlich auch dieses jüngste wie alle anderen Bergman-Kinder bei der Mutter. Eine endlose Reihe von Kindermädchen sowie auch eine kürzere, aber genauso wenig populäre mit Geliebten der Mutter zieht sich durch das Buch, wenn die Schauspielerin wieder zu Engagements in Oslo, New York oder Los Angeles unterwegs ist. Die Tochter wird vor Sehnsucht halb verrückt. Linn Ullmann erinnert sich im Buch an ihre Jahre als 11- bis 15-Jährige, erst als vollkommen bedingungslos liebendes Kind, dann als Teenager mit den ersten sexuellen Erfahrungen und mit langsam weiterem Horizont auf der Suche nach einem Zuhause und festem Boden unter ihren Beinen (die sie viel zu dünn findet). Eine Herkulesarbeit ist das beim ziemlich entrückten, mit unverrückbar festem Stundenplan am Künstlertum arbeitenden Sommer-Vater und der ewig unsicheren, mit sich hadernden, auch in den eigenen vier Wänden kräftig schauspielernden Mutter.

Ein durch raffinierte Montagen und den zurückgenommenen, dabei aber unglaublich treffsicheren Grundton vollbrachtes Kunststück des Buches ist die Kombination der eigenen kindlichen Perspektive auf die nie gemeinsam erreichbaren Eltern mit dem erwachsenen Blick auf beide als Persönlichkeiten für sich. Wärme und das Streben nach Klarheit durch kühle Beobachtung widersprechen einander hier nicht. Dieses Kunststück möchte man ja selbst auch gern besser schaffen.

Der hochinteressante Teilzeit-Vater kommt ungleich besser weg als die immer mit den schnöden Alltagsproblemen kämpfende Vollzeit-Mutter. Er bekommt auch viel mehr Platz. Denn Auslöser für dieses grandiose Erinnerungsbuch war ein gescheitertes Projekt der erwachsenen Tochter mit dem betagten Bergman: Er wollte eins über das Altwerden als harte Arbeit schreiben, fühlte sich aber schon zu schwach und vereinbarte eine Interviewserie mit der als Autorin bestens selbstständig etablierten Linn. Vom Scheitern auch dieses Vorhabens, weil Bergman einfach zu schnell weiter abbaute, bis zu seinem noch mal von ihm selbst akribisch durchgeplanten Begräbnis auf Fårö erzählt die Tochter im Wechsel mit den Kindheitsgeschichten und gibt Dialoge im Wortlaut wieder.

Das bringt wieder ein gänzlich anderen Blick auf das Eltern-Kind-Verhältnis mit dessen fast zunehmender Umkehrung. Genial erzählt sie die Geschichte von einer Bruchstelle: Als Linn mit 30 in Oslo frisch geschieden und der Vater mit knapp 80 verwitwet ist, lädt der die Tochter nach Stockholm zum Heilig Abend ein, den er eigentlich nie feiert: «Eine Woche zuvor hatten Papa und ich telefoniert und waren im Gespräch über die Einsamkeit des jeweils anderen gestolpert.»

Ist alles so passiert oder auch im Genre Autofiktion ausgedacht? Zu der sich gerade im Land des Autofiktions-Weltmeisters Karl-Ove Knausgård aufdrängenden Frage hat Linn Ullmann in vielen Interviews unterschiedlich geantwortet: Sie habe sich schon nach Kräften angestrengt, immer «wahr» und getreu der eigenen Erinnerung zu schreiben. Aber wann und wie sei Erinnerung wahr? Einiges sei auch erfunden, ein Aufenthalt in Frankreich zum Beispiel. Mutter Liv sagte nach dem Erscheinen des Originals im norwegischen Fernsehen: «Als ich es las, hab ich es ein Meisterwerk genannt. Ich hab aber auch gesagt, dass ich nicht so dargestellt bin, wie ich es mir wünschen würde. Manches ist erdichtet, manches ist Lüge. Und eine ganze Masse ist Wahrheit.»

Im Buch hat sich die Tochter auf solche Anwürfe schon mit einem klugen Satz gewappnet: «In Wahrheit kann man nicht sonderlich viel über das Leben anderer Menschen wissen, und erst recht nicht, wenn diese Eltern es darauf angelegt haben, ihr Leben in Geschichten zu verwandeln, die sie anschließend mit einer begnadeten Fähigkeit dafür erzählen, sich nicht im Geringsten darum zu scheren, was wahr ist und was nicht.»

Sipri: Rüstung rauf, dafür weniger UN-Friedenseinsätze

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Blauhelm-Mission auf dem Prüfstand

Weil aus Washington deutlich weniger Geld kommt, ist die Zahl der Friedenseinsätze weltweit stark zurückgegangen.

 

Blauhelm Soldaten in Mogadischu
Blauhelm-Soldaten in Mogadischu: Afrika ist mit 25 UN-Missionen Haupteinsatzgebiet. Foto: imago

Die UN-Friedensmissionen schrumpfen weltweit als Folge drastischer Beitragskürzungen durch die US-Regierung. Wie das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri ermittelt hat, sank die Zahl der vor allem in afrikanische Länder entsandten Blauhelmsoldaten im letzten Jahr bei alles in allem 63 internationalen Militärmissionen um 7,6 Prozent. Die Vereinten Nationen haben ihr Budget hierfür um 14 Prozent gekürzt. Dabei seien der Bedarf und auch die Bereitschaft zu solchen Einsätzen vor allem in Afrika zugleich gestiegen, sagte Jaïr van der Lijn, Sipris Experte für Peacekeeping-Einsätze und Konfliktmanagement, der FR.

Gegenwehr zwecklos? – Dänemark und Schweden gehen in Windeseile in Populistenhand über

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Skandinaviens Sozialdemokraten ergeben sich

Ehemals linke Parteien in Schweden und Dänemark übernehmen Parolen der Rechten und Rassisten. Ihr Ziel: Wählerstimmen. Das Ergebnis: Die Populisten triumphieren.

 

Stefan Löfven
Der schwedische Premierminister Stefan Löfven in Brüssel (Archivbild). Foto: imago

Skandinavien als früher viel bestaunte Hochburg der Sozialdemokratie geht mit immer schnelleren Schritten in die Hände von Rechtspopulisten über. Vor den Wahlen in Schweden muss die Partei von Ministerpräsident Stefan Löfven nach neuesten Umfragen mit dem schlechtesten Ergebnis seit hundert Jahren rechnen.

Sie hat im letzten Halbjahr fast fünf Prozentpunkte verloren, während die rechtsextremen Schwedendemokraten um knapp vier zulegen konnten und sich stetig der 20-Prozent-Marke nähern. Nach einhelliger Meinung der Stockholmer Kommentatoren ist der tiefe Fall der Sozialdemokraten mit den derzeitigen 25–28 Prozent noch lange nicht beendet.

Schon jetzt ist Löfven klar gescheitert mit seinem Versuch, die Wählerflucht durch eine scharfen Schwenk bei der Zuwanderungspolitik auf Härte, Law-and-Order-Politik sowie nationalistische Parolen in Richtung „Schwedische Jobs für Schweden“ zu stoppen. Parteisekretärin Lena Rådström Baastad meinte zu den katastrophalen Umfragezahlen: „Die politische Tagesordnung der letzten Zeit mit Migration und Integration ganz oben war nicht zu unserem Vorteil.“ Read the rest of this entry »

Selbstmorde unter jugendlichen Flüchtlingen: Ein Riesenproblem wird verdrängt

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Schweden ist geschockt – aber untätig

Die hohe Suizidrate unter Geflüchteten hat politisch bislang keine Folgen, beklagen Helfer.

(Dieser Text ist Teil des”Topthemas” in der Frankfurter Rundschau über die vielen und offiziell in der Statistik verdrängten Selbstmorde von Flüchtlingen in Deutschland. Dass Schweden wenigstens konkrete Zahlen hat, ist eine Ausnahme in Europa.)

Zweimal haben in Schweden die Alarmglocken zu Suiziden unter Flüchtlingen unüberhörbar laut geschlagen. Anfang des Jahres schockierte ein Rapport aus dem Karolinska Institut mit der Zahl von 12 Suiziden unbegleiteter Kinder und Jugendlicher zwischen zehn und 21 Jahren im Jahr 2017, alle männlich und die meisten aus Afghanistan. Die Suizidquote lag knapp zehnmal höher als sonst bei dieser Altersgruppe in Schweden.

Zwölf Monate vor der Veröffentlichung des Berichts im Auftrag der Sozialbehörde hatten private Hilfsorganisationen mit ihren Warnungen Schlagzeilen gemacht: Selbsttötungen und Versuche würden sich häufen. In sozialen Medien machte eine Verabredung jugendlicher Flüchtlinge zu „kollektivem Suizid“ die Runde. Read the rest of this entry »

Der Däne Knud Lindholm Lau erklärt mit dem Deutschen Victor Klemperer: Wie die Kopenhagener Politik immer besessener Muslime sprachlich niedermacht

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Zum Ramadan ein Burkaverbot

In Dänemark hat die antimuslimische Hetze aus den Reihen der Regierung ein bedrohliches Maß erreicht. Nun sind Burka und Nikab verboten – und der Ramadan gilt als Sicherheitsrisiko.

Dänemark
Burkas und Nikabs sind nun in Dänemark verboten. Foto: rtr
Mit dem Verbot von Burka und Nikab hat Dänemarks Parlament diese Woche wieder internationale Schlagzeilen gemacht. Im Lande selbst erregt dieser lange geplante Schritt gegen wohl maximal 200 verhüllte Frauen weniger die Gemüter als der fast zeitgleiche Angriff aus der Regierung auf alle 250.000 Muslime: Ausländer- und Integrationsministerin Inger Støjberg hat den Fastenmonat Ramadan zum Sicherheitsrisiko sowie einer Gesundheitsgefahr „für uns in einer modernen Gesellschaft“ erklärt.

Während dieser Wochen könne es gefährlich werden mit muslimischen Busfahrern oder in Krankenhäusern mit muslimischem Personal, schrieb Inger Støjberg zum Auftakt des Fastenmonats. Konsequenz: „Ich fordere Muslime auf, ihren Urlaub im Ramadan-Monat zu nehmen, damit es keine negativen Auswirkungen auf die übrige dänische Gesellschaft gibt.“

Dass die Busgesellschaft Arriva postwendend mitteilte, der Ramadan sei „de facto kein Problem“, schon gar nicht gebe es mehr Unfälle, focht die Ministerin genauso wenig an wie der öffentliche Protest von 22 Ärzten aus der Inneren Medizin am Krankenhaus Nykøbing: „Wir haben nie Probleme während des Ramadan erlebt und sehen Støjbergs Äußerung als Hetze gegen Andersgläubige. Dass gute Kollegen von einer Staatsrepräsentantin so diffamiert werden, macht uns zornig.“

Empörte Ärzte

Auch in Støjbergs liberaler Partei „Venstre“ wächst der Unmut, dass die Ministerin so etwa alle zwei Monate eine neue Granate wirft. Mal postet sie ein Foto von sich mit Jubiläumstorte auf Facebook, weil ihre „50. Verschärfung des Ausländerrechts“ zu feiern sei. Dann erklärt sie, wie „gierige, betrügerische Flüchtlinge“ das Vertrauen guter Dänen missbrauchen. Ganz oben auf der Homepage ihres Ministeriums präsentiert sie die aktuelle Zahl ihrer Verschärfungen im Ausländerrecht.

Bis zum Wahlkampf demnächst schafft sie es von jetzt 76 sicher auf 100. Gerade stehen ja Verschärfungen bei der Staatsbürgerschaft an. Die Ministerin verkündet schon mal, was da zu erwarten ist: „Du wirst nie Däne, wenn du Bandenkrimineller bist, Gewalt gegen Kinder verübt hast, Pädophiler bist oder als Imam zu Gewalt gegen Juden, Homosexuelle aufgerufen oder Terror gebilligt hast.“ Irgendwo mitten in ihren Texten liest man dann auch noch, unter den muslimischen Zuwanderern gebe es durchaus auch prima Mitbürger, die sich nach Kräften bemühten, ordentliche Dänen zu werden.

Wie auf Bestellung ist in Kopenhagen zugleich mit Støjbergs jüngstem Verbal-Ausbruch das Buch „Nur weil … – Über Sprache und Vorstellungen in der Ausländerdebatte“ erschienen. Der Sprach- und Rhetorikexperte Knud Lindholm Lau hatte 2010 die Übersetzung von Victor Klemperers „Lingua Tertii Imperii – Sprache des Dritten Reiches“ (LTI) herausgegeben. 64 Jahre nach dem Original sollte es endlich auch auf Dänisch herauskommen, „weil die muslimische Minderheit bei uns schon ab den 80er Jahren mit Hilfe von Sprache stigmatisiert worden ist“. LTI auf Dänisch wurde denn auch ein Bestseller.

„Klemperers Sinn für sprachliche Details wollte ich mir zu eigen machen“, sagt Lau über sein Buch acht Jahre später. „Wenn er etwa darauf hinweist, dass die Nazis von ,dem Juden‘ und ,den Juden‘ in bestimmter Form sprechen, dann ist das bei uns mit ,den Muslimen‘ inzwischen auch so.“ Laus Zitate-Sammlung islamophober Verunglimpfungen bei zugleich zunehmender Selbstverherrlichung von „Danskheden“, des „Dänentums“, ist eine schockierende Lektüre – auch für Außenstehende, die Dänemark mit dem laut UN-Rangliste lange „glücklichsten Volk der Welt“ immer nur als Hort milder Freundlichkeit erlebt haben.

In weichem Ton, mit klarem Blick für den Zusammenhang von Sprache und Moral erklärt Lau, wie Populisten à la Støjberg den Mainstream im Land erobert haben: „Wir sind bei uns so weit gekommen, dass wir uns dazu verführen lassen, alles durch das eine Fenster mit der populistischen Aussicht auf die Welt zu betrachten. Das bedeutet, dass wir nur A und B sehen können. A ist die ethnisch-religiöse Herkunft und B ein negatives soziales Verhalten. Die anderen Faktoren, die ein soziales Wesen ausmachen, haben wir nicht länger im Blickfeld.“

Støjberg ist damit laut Umfragen zum populärsten Kabinettsmitglied geworden. „LTI“ hat derweil auch in Dänemark ein berühmt gewordenes Klemperer-Zitat in Umlauf gebracht: „Worte können wie winzige Arsendosen sein: Sie werden unbemerkt verschluckt; sie scheinen keine Wirkung zu tun – und nach einiger Zeit ist die Giftwirkung doch da.“ Dazu merkt Lau an, dass die jüngste Ramadan-Äußerung „in einer ganz anderen Welt“ als der Klemperers falle, der als verfolgter Jude vor allem dank seiner „arischen“ Ehefrau die Nazi-Zeit überlebte. Aber die neue Dosis Arsen wirke genauso wie die früheren Dosen.