Month: March 2018

Finnlands Testlauf mit bedingungslosem Grundeinkommen

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„Positiver Antrieb und mehr Dynamik“: Im Großversuch testen 2000 Menschen ein bedingungsloses Grundeinkommen von 560 Euro.

Juha Sipilä
Finnlands Regierungschef Juha Sipilä. Foto: imago
Mika Ruusunen aus Tampere im Süden Finnlands musste ab 2013 ohne Job klarkommen. Ein extremer Einschnitt. Der weltweit größte Test mit einem bedingungslosen Grundeinkommen hat das Leben des gelernten Bäckers dann wieder stark verändert. Seit Anfang 2017 und noch bis Ende dieses Jahre bekommt Ruusunen als einer von 2000 Bürgern statt Arbeitslosen- oder Sozialhilfe 560 Euro monatlich vom Staat überwiesen – ohne Auflagen oder Rechenschaftspflicht. Read the rest of this entry »

Streitschrift gegen westliche Arroganz

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„Hört endlich zu!“

Frank Richter streitet für offene Ohren und bleibt vage

Wie man Anhängern von Pegida von AfD vorbehaltlos zuhören kann, hat der Sachse Frank Richter in Dresden mit Erfolg vorgeführt. In „Hört endlich zu!“ bleibt er als Rezeptgeber nach überzeugenden Analysen unverbindlich.

Von Thomas Borchert, dpa

Quelle: Dietrich Flechtner
Frank Richter

Berlin. Frank Richter hat sich einen Namen gemacht als kluger und zeitweilig erfolgreicher politischer Mittler im Dresden der Pegida-Demonstrationen. Den Imperativ im Titel seiner Streitschrift „Hört endlich zu!“ begründet der Theologe mit Grundsätzlichem wie auch Persönlichem. Richter sieht im ganzen Land eine „Schneise geistiger Verwüstung“ durch neoliberale Wahnvorstellungen von ewigem Wachstum. Bei einem verregneten Wahlkampfauftritt von Angela Merkel („eine müde und traurig wirkende Frau“) vor 300 Ostdeutschen im Städtchen Barth fühlte er sich von der entpolitisierenden Visionslosigkeit der Kanzlerin „intellektuell beleidigt“. Read the rest of this entry »

Wenn die Angehörigen eines Mordopfers ihre eigene Sprache finden

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Mord an Kim Wall: Rückhalt für die Mutigen

Die Eltern der ermordeten Kim Wall vergeben Stipendien an Autorinnen.

26. März 2018

The door is pictured outside Court Room 60, the location of the ongoing trial of Danish inventor Peter Madsen at Copenhagen City Court
In Kopenhagen wird der Mord an Kim Wall verhandelt. Foto: rtr

Die Eltern der in einem U-Boot ermordeten und zerstückelten Journalistin Kim Wall haben ihre ganz eigene Antwort auf das Verbrechen und dessen sensationslüsterne Ausschlachtung gegeben. Während vor einem Kopenhagener Gericht gegen den Besitzer des U-Bootes am vierten Verhandlungstag wieder grausamste Details verhandelt und sofort durch Live-Blogs von Medien verbreitet wurden, überreichten Ingrid und Joachim Wall in New York ein Stipendium über 5000 Dollar (4000 Euro) an eine Kollegin ihrer toten Tochter. Kim Wall wäre an diesem Freitag
31 Jahre alt geworden. Read the rest of this entry »

Der neue Clemens J. Setz: “Bot”

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Clemens Setz als digitalisierter Eulenspiegel

Clemens J. Setz - «Bot - Gespräch ohne Autor»
„Bot – Gespräch ohne Autor“ von Clemens J. Setz. (Foto: Suhrkamp Verlag / DPA)

 

Thomas Borchert

Intelligente Fragen gegen den Strich sind Kraftnahrung für alle Wahrheitssucher. Clemens J. Setz serviert sie in „Bot – Gespräch ohne Autor“ mit Witz und digitaler Raffinesse vor jedem der hier gesammelten Einträge aus seinem elektronischen Tagebuch.

„Kann man vertraut werden mit einer Maschine?“, lässt der 35-jährige Österreicher sich fragen und einen melancholischen Absatz über das Verschwinden eines „kleinen Zahnrades an privater Poesie aus der Welt“ folgen. Read the rest of this entry »

Sipri: USA und Europa stopfen Nahost mit Waffen voll

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Sipri-Bericht: Mehr Waffen für alle

Stockholmer Forscher warnen vor gestiegenen Rüstungsexporten in die Krisenherde der Welt

12. März 2018

Die großen Rüstungsexporteure aus den USA und Europa liefern immer mehr neue Waffensysteme ausgerechnet in die gefährlichsten Krisenregionen der Welt in Nahost und Asien. Nach den neuesten Zahlen des Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri hat allein Saudi-Arabien, das seit 2015 an der Spitze einer Militärallianz Krieg im Jemen führt, seine Rüstungseinfuhren in zwischen 2013 und heute (gegenüber 2008 bis 2012) um 225 Prozent steigern können.

Das Königreich mit aggressiven Großmachtansprüchen und wenig Platz für Menschenrechte ist damit weltweit der zweitgrößte Importeur von Waffen nach Indien sowie der mit Abstand wichtigste Kunde für die US-Rüstungsindustrie. 98 Prozent aller Waffenlieferungen in dieses Land zwischen 2013 und 2017 kamen Sipri zufolge aus Nordamerika und Europa. Read the rest of this entry »

Rezension: “Schnörkellos ohne Schielen auf voyeuristische Neugier”

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Reemtsma-Sohn erzählt von der Entführung des Vaters
Von Thomas Borchert, dpaprodukt-10004130

Die Entführung des Hamburger Multimillionärs Jan Philipp Reemtsma 1996 erzählt nach mehr als zwei Jahrzehnten der Sohn noch mal neu. Johann Scheerer, bekannt als Musiker und Musikproduzent, war damals 13 und hat seine Erlebnisse schnörkellos und ohne Schielen auf voyeuristische Neugier aufgeschrieben.

München/Hamburg (dpa) – Der 13-jährige Johann wacht auf mit der Ankündigung seiner Mutter in ungewohnter Stimmlage, man müsse «jetzt gemeinsam ein Abenteuer bestehen»: «Jan Philipp ist entführt worden. Die Entführer wollen zwanzig Millionen Mark.». Als 35-Jähriger hat Johann Scheerer die 33 Tage bis zur Freilassung seines Vaters Jan Philipp Reemtsma nun in Buchform erzählt. Sie werden ihn so oder so umbringen, geht es ihm in diesen Frühlingswochen 1996 immer und immer wieder durch den Kopf, während der Vater verzweifelte Briefe aus seinem Verlies schickt, zwei vereinbarte Geldübergaben durch Tölpeleien der Polizei scheitern, Freunde der Familie als Helfer entnervt das Handtuch werfen und die Kidnapper mit der Verstümmelung ihres Gefangenen drohen. Read the rest of this entry »

Ein junge Isländerin erzählt vom Arbeitsalltag

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„ … sonst öffne ich dem Machismo Tür und Tor“

Der Frauentag wird auf der ganzen Welt gefeiert. Was Frauen von verschiedenen Kontinenten über ihren Alltag zu berichten haben.

07.03.2018 15:01 Uhr

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Das Bauklötzewunder ist erstmal vorbei

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Gar nicht mehr alles super bei Lego

Der dänische Klötzchenhersteller muss erstmals seit vielen Jahren Umsatzeinbußen verkraften – jetzt sind neue Spielideen gefragt.

7. März 2018

 

Thomas Panke
Thomas Panke, Klötzchen-Händler aus Frankfurt, weiß genau, welche Fehler Lego gemacht hat. Foto: Boeckheler

Lego-Händler Thomas Panke haben all die Geburtsfehler am aktuellen Flaggschiff der Technic-Serie, dem gewaltigen Allrad-Abschleppwagen 42070, so erbost, dass er ihn seinen Kunden nicht zumuten mag: „Ich war fassungslos. Dieser merkwürdige blaue Laster ist einfach viel zu schlecht und mit 250 Euro auch zu teuer.“ In seinem kleinen Laden „Held der Steine“ in Frankfurt-Sachsenhausen, wo es alles für Lego-Nerds und sonst nichts zu kaufen gibt, ist der Bausatz aus dem Sortiment gestrichen. Der 37-jährige Inhaber und begeisterte Klötzebauer findet das Modellprogramm aus dem vergangenen Jahr insgesamt enttäuschend. Wenn er hinzufügt, das sei „hoffentlich ein Weckruf“, meint er das in ganz anderen Dimensionen. Um acht Prozent auf umgerechnet 4,8 Milliarden Euro ist 2017 weltweit der Verkauf von Bausätzen mit den dänischen Plastikklötzen gesunken, wie Legos neuer Konzernchef Niels Christiansen am Dienstag

Jetzt kommt die Zwei-Klassenjustiz gegen Zuwanderer bei den Dänen

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Dänemark diskriminiert per Gesetz

Die Regierung in Kopenhagen will Straftaten von Zuwanderern zukünftig in „Ghettos“ doppelt hart ahnden.

Lars Lokke Rasmussen
Erster Mann im Staat: Dänemarks Premier Lars Lokke Rasmussen. Foto: rtr

Dänische Gerichte müssen für Straftaten in Wohngebieten mit hoher Zuwandererdichte demnächst doppelt so harte Strafen verhängen wie überall sonst im Land. Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen sagte vor der Präsentation einer entsprechenden „Ghetto-Initiative“ am Donnerstag zum Vorwurf, seine Regierung setze damit die Gleichbehandlung aller Bürger vor dem Gesetz außer Kraft: „Das erkenne ich uneingeschränkt an.“

Es sei aber durch die Ausbreitung von Parallelgesellschaften in Vierteln mit mehrheitlich nicht-westlichen Zuwanderern durch Kriminalität und anderen Problemen „fünf vor zwölf“ und auch „das Dänentum in Gefahr“: „Da haben wir uns gefragt, ob wir die Möglichkeit zu angemessener Diskriminierung auf Basis objektiver Kriterien haben. Ja, die haben wir.“ Die frühere Integrationsministerin Birthe Rønn Hornbech aus Rasmussens eigener liberaler Partei meinte: „Mir ist das unbegreiflich. Es klingt wie die Einführung des Ausnahmezustandes.“

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