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Islands Schulen bleiben trotz Corona offen

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Drei Tage Unterricht pro Woche

  • von Thomas Borchert

In Island lernen Grundschüler seit Wochen im Corona-Schichtbetrieb – ein Verfahren, das auch auf deutsche Kinder zukommen könnte.

Coronavirus - Grundschule in Oranienburg

Der siebenjährige Hallgrimur findet den Corona-Schichtbetrieb für seine zweite Klasse mit halbierter Stundenzahl eine tolle Abwechslung, sein großer Bruder, der elfjährige Arnlaugur in einer fünften ist weniger erbaut. „Er vermisst den gewohnten festen Rahmen“, erzählt die Großmutter Steina Stefánsdóttir am Telefon aus Reykjavik. Wie alle Grundschulen in Island ist auch die Laugarnesskóli in der Hauptstadt seit Ausrufung des Corona-Notstandes am 13. März mit eingeschränkter Stundenzahl und neuen Regeln jeden Tag geöffnet geblieben. Die Isländer haben also drei Wochen lang Erfahrungen mit dem sammeln können, was deutschen Schülern und ihren Eltern wohl irgendwann nach Ostern bevorsteht.

Arnlaugur und Hallgrimur haben abwechselnd drei oder zwei Tage je Woche vollen Unterricht. Ausschlaggebend für die Halbierung ist die Schülerzahl über 20. Ist sie überschritten wird die Klasse geteilt. Um die Ansammlung von zu vielen Schülern und Erwachsenen zu vermeiden, werden die Pausen verschoben und in den Klassenräumen abgehalten sowie verschiedene Eingänge bestimmten Gruppen zugeordnet. Für die schulfreien Tage bekommen beide Jungen Hausarbeiten, die sie am Vormittag ab halb neun rund um den Küchentisch „abarbeiten“, während Mutter Anna ihr Homeoffice betreibt. „Sie haben sich auch einen Stundenplan mit festen Pausenzeiten gebastelt“, erzählt die Großmutter, die wegen ihrer eigenen Corona-Isolation nur durch häufige Telefonate Kontakt mit den Enkeln hält.

Riesige Testkapazitäten

Die Isländer erleben bisher einen bemerkenswert flachen Verlauf der Corona-Epidemie mit 1310 positiv Getesteten und fünf Toten. Auf ihrer Insel im Nordatlantik wird so intensiv auf das Virus getestet wie wohl nirgend sonst in Europa. Mit über 21 000 bisher durchgeführten Tests bewegt sich der Anteil an der Gesamtbevölkerung von 360 000 Menschen auf zehn Prozent zu.

Bildungsministerin Lilja Alfredsdóttir sagte der Kopenhagener Zeitung „Politiken“ zur durchgehenden Öffnung der Schulen: „Sie sind das Herz der Gesellschaft. Wir halten sie so in Gang, dass die Gesundheit geschützt ist, aber zugleich die Gesellschaft weiter funktionierten kann.“

So gibt es auch Modelle mit abwechselndem Vormittags- und Nachmittagsunterricht. In Reykjavik, wo ein Drittel der Gesamtbevölkerung lebt, erschienen Ende März 70 Prozent der Kinder in den Kindergärten und 77 Prozent in den Grundschulen. Der gegenüber „normal“ trotz alledem geringere Prozentsatz erklärt sich mit Ausfall durch Erkrankung von Lehrern, und weil Kinder mit Eltern aus einer Corona-Risikogruppe nicht am Unterricht teilnehmen sollen.

Ausschlaggebend bei der Entscheidung, Grundschulen und Kindergärten nicht zu schließen, war im März die Einschätzung der Gesundheitsbehörden, dass Kinder weniger anfällig für das Virus sind. Die weiterführenden Schulen sind komplett auf Fernunterricht umgestellt.

Billigflieger bringt Islands Tourismus-Boom ins Wanken

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Billigflieger

Island in der Wow-Krise

  • vonThomas Borchert

Die Billigfluglinie der kleinen Inselrepublik steckt in akuten Nöten. Das ist ein Problem, weil der Tourismus inzwischen eine volkswirtschaftliche Schlüsselrolle in dem Land spielt.

Muss täglich mit dem Aus rechnen: Wow Air.

Islands einziger Billigflieger Wow Air steckt in akuten Nöten. Was für die europäische Flugbranche nur die nächste von immer mehr Havarien kleiner Anbieter auf einem gnadenlos umkämpften Markt wäre, versetzt die kleine Inselrepublik im Atlantik in helle Aufregung. Regierungschefin Katrín Jakobsdóttir sah am Dienstag in Reykjavik zwar „keinen Grund für Katastrophenstimmung“, warnte aber doch vor gravierenden Folgen: „Wenn es wirklich ganz schlimm kommt, wird das ein harter Schlag, der unseren gesamte Tourismusbranche trifft.“ Das befürchten auch Islands Gewerkschaften und Arbeitgeber, die ihre zentrale Tarifrunde mit als sicher geltenden Streiks ausgerechnet im Fremdenverkehr wegen der Wow-Krise erst mal ausgesetzt haben. Read the rest of this entry »

Ein junge Isländerin erzählt vom Arbeitsalltag

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„ … sonst öffne ich dem Machismo Tür und Tor“

Der Frauentag wird auf der ganzen Welt gefeiert. Was Frauen von verschiedenen Kontinenten über ihren Alltag zu berichten haben.

07.03.2018 15:01 Uhr

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Legendärer Mordfall auf Island: Wer erschlug Snorri?

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Das Mittelalter um die Ecke

Ein Mord, ein heißer Topf, ein etwas anderer Saga-Held: Islands Historie ist nur einen Steinwurf weit entfernt.

1. November 2017

Schlucht
Manche glauben, dass der Mörder von Snorri Sturluson und seine Helfer an dieser Schlucht entlangritten, ehe sie den berühmten Dichter und Regionalfürsten umbrachten. Foto: Gudlaugur Óskarsson/Reykholt

Woher kamen die Mörder? „Völlig klar, sie sind von Norden aus an der Raudsgil-Schlucht runtergeritten“, sagt der Mann von „Promote Iceland“ über den Anschlag auf Snorri Sturluson. Mit aufgeregter Stimme, als sei es gestern passiert. Dabei zeigt er nach Süden und konsultiert dann doch vorsichtshalber sein Smartphone mit der Kompass-App. Jeder kann irren, aber jedenfalls von der Schlucht, ganz sicher: „Wie faszinierend! Der Blick hier von Reykholt quer über das Tal ist immer noch ganz genau derselbe wie damals, als es passierte.“ Dass der weite Blick unendlich schön ist, versteht sich für einen Isländer wohl von selbst.

Die 776 Jahre Abstand zum berühmtesten und mysteriösesten aller Mordfälle auf der Vulkaninsel mit den spektakulären Landschaften haben tatsächlich nichts geändert. Am 23. September 1241, so kann man in der „Isländer“-Saga nachlesen, erschlug ein gewisser Árni Beisk den mächtigsten Mann und berühmtesten Schriftsteller im ganzen Land in dessen Kellerversteck in Reykholt. Árni, genannt „der Erbitterte“, tötete als Erfüllungsgehilfe von Gissur Thorvaldsson, Schwiegersohn des Opfers und Konkurrent um die Macht. Gissur konnte sich auf einen Mordauftrag von Norwegens König Hákon berufen. Nur eine Schutzbehauptung? Jedenfalls rissen sich die Norweger ganz Island zwei Jahrzehnte später unter den Nagel, mit Gissur als Statthalter. Damals wie heute zählt hier vor allem der Vorname, denn der Nachname besteht aus dem väterlichen Vornamen, mit „-son“ für Sohn oder „-dóttir“ für Tochter als Endung. Read the rest of this entry »

Island wählt schon wieder: “Oh, wie schön ist Panama”

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Mitte-Links-Regierung im Norden Europas möglich

Auf der Vulkaninsel wird an diesem Samstag schon wieder ein neues Parlament gewählt. Der bürgerliche Ex-Premier tritt trotz Skandalen wieder an.

28. Okt. 2017

ICELAND-POLITICS-VOTE
Liegt laut der letzten Umfragen vorne: der amtierende Ministerpräsident Bjarni Benediktsson. Foto: afp

Schon wieder eine rechte Panama-Regierung in Island? Das ist nicht ausgeschlossen, wenn die Bürger des Inselstaates an diesem Samstag eine neue Führung bestimmen. Als wahrscheinlicher kann nach den Umfragen aber ein Linksrutsch auf der Atlantikinsel gelten – an der Spitze eine Ministerpräsidentin der Linksgrünen, dabei aus Ruinen auferstandene Sozialdemokraten sowie erstmals mitregierende Piraten.

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Zu den Wahlen in Island

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28. Oktober 2016

Windwechsel

 Von Thomas Borchert

Für seine wilde Natur ist die Insel bekannt. In jüngster Vergangenheit zog die Politik nach.  Foto:  Íslandsstofa/ Promote Iceland

Die Aussischten für die isländischen Wahlen am heutigen Samstag lassen sich mit den Wetterverhältnissen des Landes vergleichen: Es wird stürmisch.

Die handfeste Aussicht auf eine Ministerpräsidentin von der Piratenpartei klingt genauso wild, wie ein Wetterbericht für Island: In Reykjavik Herbststurm mit eimerweise Regen, um die Ecke am Nationalpark Thingvelllir der erste schwere Busunfall mit Touristen bei Schnee mit Glatteis. Und hinter noch ein paar Bergen im einsamen Reykholttal strahlender Sonnenschein mit Aussicht auf eine kleine rotgrüne Holzkirche.

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10. Februar 2016

Island „Wir brauchen einfach mehr Menschen“

 Von Thomas Borchert

Zum Willkommen gezwungen: Premier Gunnlaugsson begrüßt Flüchtlinge am Isländer Flughafen.  Foto: AFP

 

Islands Regierungschef Gunnlaugsson kann über die Probleme seiner Kollegin Angela Merkel nur lachen. Er hat keine Rechtspopulisten im Nacken sitzen, vielmehr ertrotzen sich die Isländer eine liberalere Asylpolitik.

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