Month: July 2020

Colum McCann hat sich viel vorgenommen mit “Apeirogon”

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Der Tod zweier Kinder im Nahen Osten

Lesedauer: 8 Min
Colem McCann: «Apeirogon»
Colem McCanns Roman „Der Tod zweier Kinder im Nahen Osten: Trauer als Kraftquelle“. (Foto: Rowohlt Verlag/dpa / DPA)

 

Deutsche Presse-Agentur
Thomas Borchert

Der gewaltsame Tod von Kindern durch Krieg, Bürgerkrieg oder Terror löst als Nachricht vielleicht kurz Betroffenheit aus, bis er bei der nächsten Nachricht auch schon wieder abgehakt ist. Colum McCann liefert mit „Apeirogon“ den über 600 Seiten unerträglich herzzerreißenden und zugleich aufmunternden Gegenentwurf, wenn er von zorniger Trauer des Palästinensers Bassam Aramin und des Israeli Rami Elhanan um ihre beiden ermordeten Töchter und dem daraus folgenden gemeinsamen Einsatz für Frieden und Versöhnung erzählt: „Die Arbeit wurde zu ihrem Hauptberuf: Den Leuten zu erzählen, was ihren Töchtern zugestoßen war.“ Read the rest of this entry »

Frühstart für den gigantischen Fehmarnbelt-Tunnel

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Molenbau für die Fehmarnbeltquerung: Vor der Insel Lolland sollen rund 2,3 Millionen Tonnen Granit das Fundament für einen Arbeitshafen legen.

Fehmarnbelt-Querung

Die Dänen baggern schon

  • von Thomas Borchert

Noch vor einem Urteil des Leipziger Bundesverwaltungsgerichts gibt Kopenhagen den Startschuss für den Bau des Fehmarnbelt-Tunnels. Die Kritiker könnten am Ende in die Röhre schauen.

Die Ostsee trennt Deutschland und Dänemark am Fehmarnbelt nur über 18 Kilometer. Aber wenn es um das gigantische Tunnelprojekt unter dieser Meeresenge geht, liegen Welten zwischen beiden Ländern. Während ab Ende September vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig erst noch über deutsche Klagen gegen den Bau verhandelt und entschieden werden muss, sind auf dänischer Seite schon die Bagger munter in Aktion.

Vor Rødbyhavn schaufeln sie seit ein paar Wochen 2,3 Millionen Tonnen Granit als Mole für einen Arbeitshafen ins Wasser. Von hier aus sollen die 200 Meter langen, 70 000 Tonnen schweren Tunnelelemente zu ihrem Bestimmungsort geschleppt und am Meeresgrund zum längsten Senktunnel der Welt zusammengefügt werden.

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Einmal Sex gekauft und für immer zur Unperson erklärt

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Paolo Roberto in „The Girl Who Played With Fire“.

Sexskandal

Und raus bist du

  • von Thomas Borchert

Paolo Roberto war in Schweden Everybody’s Darling – bis er im Bordell erwischt wurde.

Seine Bücher über Yoga und italienische Küche waren Bestseller, auch als Moderator, Schauspieler und TV-Koch war Paolo Roberto ein gefragter Mann. Nun hat ein Bordellbesuch für 150 Euro gereicht, um den schwedischen Unterhaltungsstar im Handumdrehen in einen ausgestoßenen Paria zu verwandeln, mit dem niemand jemals zu tun gehabt haben will. Der 51-jährige Ex-Profiboxer, der auch als Fitness-Guru und Restaurantbetreiber sehr erfolgreich war, hat gegen das Sexkaufverbot in seinem Land verstoßen: Er war bei einer Razzia von der Stockholmer Polizei in flagranti mit einer Prostituierten erwischt worden.

Mord an Afro-Dänen auf Bornholm: Spielt Rassismus eine Rolle?

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Zwei frühere Schulfreundinnen des 28-Jährigen Mordopfers legen Blumen am Tatort auf Bornholm ab. 

Bornholm

Sind Dänen immun gegen Rassenhass?

  • von Thomas Borchert

Nach einer brutalen Mordtat schließt die Polizei ein fremdenfeindliches Motiv verblüffend schnell aus.

Auf der Ostseeinsel Bornholm haben zwei Einheimische einen Afro-Dänen nachts in einem Wald stundenlang so schwer misshandelt, dass er am folgenden Tag im Krankenhaus starb. Die Polizei teilte mit, dass einer der beiden dabei ein Knie auf den Hals des Opfers presste, genau wie ein US-Polizist im Fall des dabei getöteten Afro-Amerikaners George Floyd. Zwei Brüder wurden als tatverdächtig festgenommen, einer der beiden gilt als stolzer Träger von Hakenkreuz- und „White-Power“-Tattoos und huldigt auf Facebook einem wegen rassistischer Hetze verurteilten Koranverbrenner. Dennoch ist sich Dänemarks Polizei auffallend schnell sicher: Rassismus ist kein Motiv bei diesem Mord.