Month: February 2022

Dänemark ohne Corona-Restriktionen: Alles ruhig, außer in den USA

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Coronavirus

Ende aller Corona-Einschränkungen in Dänemark: „Verstand verloren”

Von Thomas Borchert

Dass in Dänemark keinerlei Corona-Regeln mehr gelten, löst im Ausland heftige Reaktionen aus.

Es war nicht allen wohl in Dänemark, als die Regierung zum 1. Februar sämtliche Corona-Restriktionen und die Einstufung des Virus als „gesellschaftskritisch“ aufhob. Spielten Behörden und Politiker:innen hier doch zu waghalsig Roulette? Knapp drei Wochen später herrscht im Land und vor allem in den Krankenhäusern Einigkeit darüber, dass der Schritt richtig war. Corona-Zahlen kommen in den Medien nur noch ziemlich weit hinten vor. Die Omikron-Variante hat sich zwar sehr schnell ausgebreitet, ist aber wegen der milden Verläufe in den Kliniken beherrschbar.

Umso heftiger schlugen diese Woche alarmierte Rufe aus Ländern mit wesentlich vorsichtigeren Strategien ein. „Sind wir wirklich sicher, dass wir alle Covid-Restriktionen abschaffen wollen?“, fragte der US-Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman auf Twitter und präsentierte eine Grafik mit einem herausstechendem Anstieg der neu bestätigten Infektionen in Dänemark.

Der Epidemiologe und Gesundheitsökonom Eric Feigl-Ding machte Regierungschefin Mette Frederiksen persönlich verantwortlich für die in seinen Statistiken ebenfalls dramatisch gestiegenen Todesfälle in Verbindung mit dem Virus: „Dänemarks politische Führung hat komplett ihren verdammten Verstand verloren, alle Covid-19-Einschränkungen aufzuheben.“ Ob die Ministerpräsidentin sich klar darüber sei, welches Urteil die Geschichte über sie fällen werde?

“Schweden stiehlt muslimische Kinder”

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Der Begriff „Fake-News“ für Falschnachrichten hat auch Einzug in den Duden gehalten.
Der Begriff „Fake-News“ für Falschnachrichten hat auch Einzug in den Duden gehalten.© Jens Kalaene/dpa

10.02.2022

Schweden

Hasskampagne gegen Schwedens Behörden

  • Von Thomas Borchert

In Schweden lösen Fake News über angebliches „Kidnapping“ muslimischer Kinder Unruhe aus.

Die massive Verbreitung von Fake News über angeblich systematisches „Kidnapping“ muslimischer Kinder durch Schwedens Behörden hat Alarm in Stockholm ausgelöst. Wie der Rundfunksender SR am Donnerstag meldete, ist der Krisenstab von Ministerpräsidentin Magdalena Andersson zusammengetreten. Das Außenministerium erklärte: „Die Desinformationskampagne ist ein Angriff auf den Rechtsstaat, unsere Behörden und die Demokratie.“

Als Erstes wurde kurz vor dem Jahreswechsel in einem arabischsprachigen Tweet mit Video behauptet, dass „der faschistische Staat Schweden“ vorzugsweise muslimische Kinder zwangsweise von ihren Familien trenne und in Heime zwinge. In nach Medienangaben mehr als 35 000 weiteren Posts allein in der vergangenen Woche mit dem Hashtag (übersetzt) „StopptdasKidnappingunsererKinder“ treten verzweifelt vor Kinderheimen Protestierende auf. Kinder berichten weinend von brutaler Trennung durch die Behörden: „Sie haben mich gestohlen. Das Sozialamt hat mir Mama und Papa weggenommen. Helft mir!“

„Kidnapping“-Kampagne in Schweden: Auch Al Jazeera steigt ein

In den teilweise millionenfach aufgerufenen und gelikten Posts wird zum Boykott Schwedens aufgerufen. Inzwischen hat nach Angaben der Zeitung „Dagens Nyheter“ auch der arabische TV-Sender Al Jazeera die Vorwürfe aus den sozialen Medien übernommen und berichtet unter der Überschrift: „Schweden trennt systematisch Flüchtlingskinder von ihren Familien“.

Dänischer Geheimdienst-Skandal 2. Teil

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Dänemark

Dänemarks digitale Geheimdienst-Posse

  • Von Thomas Borchert 8.2.2022

Die sozialdemokratische Regierung schlingert sich durch einen Online-Spionageskandal.

Dass Dänemarks Justiz einen heimischen Geheimdienstchef im dritten Monat wegen Verdacht auf Landesverrat bei totaler Geheimhaltung der Gründe hinter Gittern hält, reicht schon für dicke Schlagzeilen: Könnte der hochangesehene Karrierebeamte Lars Findsen tatsächlich Staatsgeheimnisse an feindliche Mächte verraten oder gar verkauft haben? Jetzt wird noch eins draufgesetzt: Ex-Verteidigungsminister Claus Hjort erfuhr an der Haustür, dass auch er Gegenstand von Ermittlungen als mutmaßlicher Landesverräter sei.

Der durch Immunität geschützte Abgeordnete ist nicht in Haft, muss aber wie Findsen zu den Vorwürfen komplett schweigen. Dabei sind sich alle rund um den Parlamentssitz „Borgen“ ziemlich einig, dass beiden im Kern die öffentliche Bestätigung von illegaler Massenüberwachung des Internetverkehrs im Dienst des US-Geheimdienstes NSA vorgeworfen wird.

Politikere bytter partiet som en handelsvare

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Når Facebook-kontoen er vigtigere end partibogen

​Partitilhørsforhold er ikke præget af den loyalitet, man kendte engang. Inden for kunsten​ virker det genialt med komik på overfladen, tragik længere nede. Fra Don Quijote til Dirch Passer. I politik er man helst fri for den kombination. 

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Partikarrusellen, der snurrer hurtigere og hurtigere, har sin underholdningsværdi. Men det parlamentariske systems troværdighed er alvorligt truet, mener Thomas Borchert. Tegning: Rasmus Sand Høyer

Thomas Borchert tysk korrespondent

Det er uovertruffen komisk, når Pia Kjærsgaard prøver at udskyde, men ikke kan forhindre, at hendes lov og orden-livsværk går bankerot med en konkursforvalter, der sidder op til halsen i en bedragerisag. Trist er dog samtidig synet af hendes overivrige efterabere i regeringen, der ignorerer DF-havariet og ufortrødent fortsætter på samme fælles kurs. Disse socialdemokrater kunne i det mindste kort overveje, om ikke de er kommet til at tage det forkerte tøj på.

Lars Løkke Rasmussen spreder sin egen helt originale komik, når han kynisk som en kvaksalver præsenterer sig selv som den allerbedste medicin mod dansk politiks vildfarelser – en politik med DF som garant for magten, som han har tjent uhæmmet på gennem to årtier. Latteren dør hen ved synet af meningsmålingerne. Løkke skal såmænd nok slippe afsted med også denne forretningsvirksomhed.

Eheliche Untreue kostet schwedischen Bischof das Amt

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Erzbischöfin Jackelén (r.) und Petersson in besseren Tagen.
Erzbischöfin Jackelén (r.) und Petersson in besseren Tagen. © Lars Baeckman

02.02.202216:39

Untreuer Bischof

Du sollst nicht begehren

  • Von Thomas Borchert

Über Jahre hat ein Bischof eine Affäre mit einer Mitarbeiterin – nun entlässt ihn Schwedens Kirche fristlos.

Es ist eine dieser Nachrichten, bei denen man sich ungläubig am Kopf kratzt, ob man wieder irgendwas ganz falsch verstanden hat: Die evangelisch-lutherische Kirche Schwedens hat Bischof Thomas Petersson diese Woche fristlos von seinem Amt auf der Ostseeinsel Gotland entbunden, weil er als Ehemann untreu gewesen ist. Der 53-Jährige darf auch nicht mehr als Pastor oder Diakon arbeiten, weil damit das Recht auf kirchliche Trauungen anderer verbunden ist. Eine Möglichkeit zur Klage gegen diese Entscheidung des „Kontrollrates für Bischöfe“ hat Petersson nicht.

Manches am Gang dieser Geschichte scheint sich der altertümlich schönen, aber auch sehr engen Kulisse von Peterssons Amtssitz Visby anzupassen, der von einer Stadtmauer komplett eingeschlossenen Inselhauptstadt Gotlands. Eine idyllische Perle mitten in der Ostsee, aber eben auch eine Kleinstadt, in der alle immer schnell alles von jedem mitbekommen.