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Month: July 2017

Buchrezension: Lena Andersson, Unvollkommene Verbindlichkeiten

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Lena Anderssons Roman über die (ewige) Geliebte

25.07.2017

 

Der neue Roman um Ester und ihre Jagd nach der wahren Liebe liest sich wie das Abbild seines Vorgängers. Foto: Luchterhand Verlag/Randomhouse

Der neue Roman um Ester und ihre Jagd nach der wahren Liebe liest sich wie das Abbild seines Vorgängers. Foto: Luchterhand Verlag/Randomhouse

Esters neuer verheirateter Liebhaber ist interessanter als der erste. Aber die Geschichte erzählerisch zu sehr Wiederholung.

Von Thomas Borchert, dpa

München/Stockholm (dpa) – Der Typus ist bekannt: verheirateter Liebhaber fährt zweigleisig und drückt sich um die Entscheidung zwischen zwei Frauen. Die Geliebte erwartet sehnsüchtig, endlos geduldig und durch eine unfassbar rosarote Brille, dass er am Ende seine Frau verlässt und ganz zu ihr kommen wird.

In Lena Anderssons Roman “Unvollkommene Verbindlichkeiten” bringt es die Protagonistin Ester zu einer gewissen Meisterschaft, auch kleinste Indizien ihrer Liaison mit Olof als Zeichen für einen “Durchbruch” zu deuten. Read the rest of this entry »

Wie Rechtspopulisten Skandinavien aufgemischt haben

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Rechtspopulisten: Mitregieren und Stimmen kassieren

In Skandinavien werden rechtspopulistische Parteien als neue Mitte hofiert. Nationalistische Töne sind längst salonfähig geworden.

Parteitag der rechtspopulistischen Partei der Finnen
Fahnenträger der Partei der Wahren Finnen stimmen sich auf einen Parteitag ein. Foto: dpa
In einem Meer blaugelber Fahnen, vor sich in blaugelben Nationaltrachten Königin Silvia und drei Prinzessinnen, schloss Schwedens Ministerpräsident Stefan Löfven die Rede zum „Flaggentag“ auf der blaugelb geschmückten Bühne bewegt ab. Die Demokratie müsse verteidigt werden, „damit unsere Kinder und Enkel auch weiter eines der freiesten und erfolgreichsten Länder der Welt feiern können. Unser geliebtes Schweden.“ Zwei Jahre vorher hatte der Sozialdemokrat noch vor Demonstranten für eine offene und humane Aufnahme von Flüchtlingen bewegt ausgerufen: „Mein Europa baut keine Mauern.“Inzwischen zieht die Stockholmer Regierung Mauern hoch, was das Zeug hält, und ihr Chef hat die Scheu vor nationalistisch riechenden Tönen abgelegt. Die Sozialdemokraten, die hier fast ein Jahrhundert allein regieren konnten, trennen ein Jahr vor Wahlen nur noch sechs, sieben Prozentpunkte von den rechtspopulistischen Schwedendemokraten. In zehn Jahren hat der stets gesittet auftretende Parteichef Jimmie Åkesson hat aus einer Splittergruppe mit arischen Rasseideologen und anderen Neonazis im Gründergepäck Schwedens nun zweitstärkste Kraft mit 20 Prozent bei Umfragen gemacht. Die Konservativen sind im stetigen Fall auf den dritten Platz zurückgefallen.

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Wie dänische Bibliotheken sich runderneuern

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Dänische Bibliotheken erfinden sich gerade neu: Bücher sind nur noch Nebensache. Vom Chorgesang bis zum Behördengang und mit Obdach für Einsame bieten sie dem Niedergang die Stirn.

8. Juli 2017
Bibliothek

Bibliothek

Es gibt selbst an der Decke viel zu entdecken. Foto: Aarhus Public Libraries

Linn Ullmanns Roman über ihre Kindheit mit weltberühmten und überforderten Eltern erwies sich als unwiderstehliche Lektüre. Groß also das Entsetzen, als am späten Kopenhagener Samstagnachmittag klar wurde, dass ich „De urolige“ (auf Deutsch kommen „Die Unruhigen“ erst nächstes Jahr raus) auf der Insel Falster vergessen hatte. Nach dem Schock brachte die Internetseite der Stadtbücherei erst mal wenig Hoffnung: Fehlanzeige als E-Buch, 143 Papierexemplare ausgeliehen. Zu viele Dänen wollten lesen, wie die norwegische Autorin ihre Kinderjahre zwischen dem egomanischen Filmgenie Ingmar Bergman und der mit ihrer Schönheit als Einnahmequelle hart ringenden Schauspielerin Liv Ullmann auferstehen lässt. Ein Meisterwerk.

Das musste ich ohne Verzögerung zu Ende lesen. Und siehe da: Die „Folkebibliotek“ in Christianshavn hatte eins als „hjem“, „zuhause“, auf der digitalen Liste. Also im hohen Gang zum Nachbarstadtteil geradelt. Zwar ist die Bücherei auch dort samstags um 18.15 Uhr verschlossen. Aber ich kann den Eingang mit meiner dänischen Sozialversicherungskarte am Scanner öffnen. Drinnen kein Personal, dafür eine Handvoll Besucher vor ihrem Laptop oder einem Bücherei-PC. Sie haben hier freien Internetzugang, Stille und um sich Bücher. Ich finde „De urolige“ und freue mich auf einen schönen Leseabend. Read the rest of this entry »

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