Linn Ullmanns Roman über ihre Kindheit mit weltberühmten und überforderten Eltern erwies sich als unwiderstehliche Lektüre. Groß also das Entsetzen, als am späten Kopenhagener Samstagnachmittag klar wurde, dass ich „De urolige“ (auf Deutsch kommen „Die Unruhigen“ erst nächstes Jahr raus) auf der Insel Falster vergessen hatte. Nach dem Schock brachte die Internetseite der Stadtbücherei erst mal wenig Hoffnung: Fehlanzeige als E-Buch, 143 Papierexemplare ausgeliehen. Zu viele Dänen wollten lesen, wie die norwegische Autorin ihre Kinderjahre zwischen dem egomanischen Filmgenie Ingmar Bergman und der mit ihrer Schönheit als Einnahmequelle hart ringenden Schauspielerin Liv Ullmann auferstehen lässt. Ein Meisterwerk.
Das musste ich ohne Verzögerung zu Ende lesen. Und siehe da: Die „Folkebibliotek“ in Christianshavn hatte eins als „hjem“, „zuhause“, auf der digitalen Liste. Also im hohen Gang zum Nachbarstadtteil geradelt. Zwar ist die Bücherei auch dort samstags um 18.15 Uhr verschlossen. Aber ich kann den Eingang mit meiner dänischen Sozialversicherungskarte am Scanner öffnen. Drinnen kein Personal, dafür eine Handvoll Besucher vor ihrem Laptop oder einem Bücherei-PC. Sie haben hier freien Internetzugang, Stille und um sich Bücher. Ich finde „De urolige“ und freue mich auf einen schönen Leseabend. Read the rest of this entry »