Month: August 2019

Video von Veranstaltung der Böll-Stiftung: Über meine seltsamen Erfahrungen mit der Einbürgerung in Dänemark

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Am 27. August hab ich bei einer Veranstaltung der Böll-Stiftung über das seltsame, menschenfeindliche Einbürgerungsrecht erzählt. Die britische Berlin-Korrespondetin des Guardian Kate Conolly sprach über ihre Erfahrungen bei der Einbürgerung in Deutschland als “Brexit-Flüchtling”. Der Wissenschaftler Dietrich Thränhardt gab einen kurzen Überblick über die Lage in anderen Ländern. Die Journalistin Atice Akün, als Kind türkischer Eltern in Duisburg aufgewachsen und eingebürgert, hat moderiert.

Auf Facebook postete Katrine Hoop das Video mit der Veranstaltung so:Image-1.jpg

 

 

Porträt eines spannenden Dänen: Lennart Laiboschitz

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Lennart Lajboschitz.  Privatfoto

„Vertrauen in die Gesellschaft gibt Kraft“

  • von Thomas Borchert

Lennart Lajboschitz, Gründer der Kette „Flying Tiger“, engagiert sich heute für Gemeinsinn und Miteinander.

Erfolg im Leben messen die einen am Bankkonto und andere an der Fähigkeit zum freundlich offenen Kontakt mit den Nachbarn gegenüber. Dass ihm nach beiden Lesarten so viel geglückt ist in seinen bisher 60 Lebensjahren, sieht der Kopenhagener Lennart Lajboschitz auch als Resultat prägender Jahre in der Glanzzeit der skandinavischen Wohlfahrts-Gesellschaft mit hoher sozialer Sicherheit und immer mehr offenen Türen für alle in den 60er und 70er Jahren: „Mir hat das eine Masse optimistische Tatkraft vermittelt. Die Lebenslust war grenzenlos. Das Leben lehrte einen, welche Möglichkeiten zum Mitmischen in der Gesellschaft es gab.“

Lajboschitz hat sie erst mal drei Jahrzehnte als Geschäftsmann genutzt. Aus dem ersten Ramsch-Verkauf von ein paar Regenschirmen zweiter Wahl aus Asien wuchs nach und nach die weltweit verbreitete Verkaufskette „Flying Tiger“, in Deutschland mit etwa 50 Geschäften präsent. 2013 beförderte der Verkauf von 70 Prozent der Anteile an den schwedischen Kapitalfonds EQT 2013 für 1,5 Milliarden Kronen (200 Millionen Euro) die Familie Lajboschitz in den Kreis der 50 reichsten Dänemarks. Read the rest of this entry »

Merkel auf Island: Wo die Klimakrise schon die Tagesordnung bestimmt

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Klimakrise

Island verabschiedet sich vom toten Gletscher

  • von Thomas Borchert

Bundeskanzlerin Angela Merkel wird in Island mit klimapolitischen Fakten konfrontiert. Vorher verabschiedet sich Island vom ersten für „tot“ erklärten Gletscher.

Kanzlerin Angela Merkel hat als Ehrengast der fünf nordeuropäischen Regierungschefs an diesem Dienstag in Reykjavik das Eindrucksvollste wohl verpasst. Kurz vor dem Treffen zur Klimapolitik sowie zur Kooperation in der Arktis hatte ihre Gastgeberin, Islands Premier Katrín Jakobsdóttir, an einer bizarren Trauerfeier für den ersten für „tot“ erklärten Gletscher auf der Insel im Nordatlantik teilgenommen. Die Erderwärmung hat das Eis auf dem Okjökull hier an der Grenze zur Arktis so drastisch schrumpfen lassen, dass die offizielle Statistik ihn nicht mehr als Gletscher führt. Read the rest of this entry »

Das dänische Einbürgerungsrecht ist Monty Python und jede Menge Kafka

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Politiken 11.8.2019

Das dänische Einbürgerungsrecht ist lupenreines Monty Python

 (Übersetzung eines Beitrags in der Kopenhagener Zeitung Politiken)

Der Versuch, dänischer Staatsbürger zu werden, ist zu einem absurden Unterfangen geworden. Man muss über Jahrzehnte zurück jeden Auslandsaufenthalt angeben und selbst der geringste Gesetzesbruch muss über ein halbes Jahrhundert zurück untersucht werden.

 

Von Thomas Borchert

 

Thomas Borchert ist gebürtiger Deutscher, Journalist und Bewerber um die dänische Staatsbürgerschaft seit dem 30. Dezember 2018

 

Die neue (sozialdemokratische) Ministerpräsidentin Mette Frederiksen hat eine weiter harte Ausländerpolitik angekündigt, aber von nun an geleitet von „gesundem Menschenverstand, ohne verrückt zu sein“. Schon dieses doch recht bescheidene Versprechen verlangt nach markanten Veränderungen.

 

Das bezeugt die Geschichte von Dennis Speaker. Nach 47 Jahren als Tierarzt in Dänemark ist sein Antrag auf die hiesige Staatsbürgerschaft abgelehnt worden. Seine Sprachkenntnisse seien nicht ausreichend bewiesen, meinte das Einbürgerungsamt im Ausländer- und Integrationsministerium ein paar Wochen, bevor die neue Regierung angetreten ist.

 

Soll man lachen, weinen oder in Wut ausbrechen?

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Norwegen: “Volksaufstand” gegen Automaut

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Mautgegner sind Favoriten für die Kommunalwahl

  • von Thomas Borchert

Die neue „Volksbewegung gegen mehr Mautgebühren“ liegt rund vier Wochen vor der Kommunalwahl in Norwegen in Umfragen vorn. Sie halten die Maut für „ungerecht“.

Es gab auch international viel Lob für diese norwegische Weitsicht, als Bergens Stadtrat 1985 erstmals in Europa eine Automaut für die City einführte. Dreieinhalb Jahrzehnte später sagen die Umfragen der „Volksbewegung gegen mehr Mautgebühren“ hier für die Kommunalwahl am 9. September einen klaren Wahlsieg vor allen anderen Parteien mit 25 Prozent vorher. Die Neulinge treten mit besten Aussichten auch in anderen großen Städten an, wo es bereits Mautsysteme gibt. Nur so könne man Instandhaltung und Ausbau des teuren Straßennetzes finanzieren, haben die Politiker den gut fünf Millionen Bürgern von Beginn an erklärt. Ausdünnung des Verkehrs und Klimapolitik als Begründung kamen später dazu. Read the rest of this entry »

Schweden: Wo ein Topmanager bei Geschlechtsumwandlung den Job behält

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Ihren Geschäftspartnern schickte Farberger eine schlichte Mail: „Hallo. Ich will mitteilen, dass ich morgen den Vornamen wechsele und auch das Geschlecht.“

Transgender

„Ich bin Geschäftsfrau und Familienvater“

  • von Thomas Borchert

Caroline Farberger leitet die Versicherungstochter der größten schwedischen Supermarktkette. Bis vor kurzem hieß sie Carl. Die Geschichte einer mutigen Verwandlung.

Nach der Betriebsversammlung war es dann ein normaler Arbeitstag“, erzählt die Schwedin Caroline Farberger ihren Rundfunkhörern. Bei der Versammlung mit der ganz und gar ungewöhnlichen Neuigkeit habe die größte Herausforderung als Chefin vor der Belegschaft der ICA-Versicherung darin bestanden, die Stimme etwas höher zu bekommen: „Das ist harte Arbeit für eine wie mich.“ Aber wichtig eben, um die Veränderung nicht nur durch die Frauenkleidung und sorgfältiges Schminken klarzumachen.

Am Tag vorher hatte noch der männliche Versicherungschef Carl Farberger ungeschminkt im Anzug das Büro verlassen und kurz vorher Geschäftspartnern eine Sammelmail geschickt: „Hallo. Ich will mitteilen, dass ich morgen den Vornamen wechsele und auch das Geschlecht.“ Read the rest of this entry »

Interview mit SIPRI-Chef Dan Smith zum Ende des INF-Abrüstungsvertrags

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Ende des INF-Vertrages: Protestaktion vor Berliner US-Botschaft.

INF-Vertrag

„Die amerikanisch-russischen Beziehungen haben sich eindeutig verschlechtert“

  • von Thomas Borchert

Friedensforscher und SIPRI-Direktor Dan Smith zweifelt daran, dass China bei neuen Verhandlungen von Rüstungsverträgen mitwirkt.

Herr Smith, was erwarten Sie als die wichtigsten Konsequenzen aus dem Ende des INF-Vertrages?
Zentral scheint mir, dass die Rüstungskontrolle im Ganzen in der Krise steckt. Das Ende des INF-Vertrages deutet darauf hin, dass es wohl keine Erneuerung, Ausweitung oder einen Ersatz für den Star-Vertrag gibt, der die nuklear bestückten Langstreckenraketen zwischen den USA und Russland regelt. Der läuft in weniger als zwei Jahren aus. Die Gefahren, die das Schicksal des INF-Vertrages jetzt signalisiert, haben sich über einen längeren Zeitraum akkumuliert. In anderen Worten ist jetzt keine drastische Verschlechterung der Beziehung zwischen den Vereinigten Staaten und Russland hier und heute zu erwarten. Aber es zeigt, dass wir uns in einer gefährlichen Abwärtsspirale bewegen, aus der wir wirklich herauskommen müssen.