Month: November 2017

Wie auch eine US-Professorin in Dänemark ganz schnell “illegal” wird

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Kafkaeske Auswirkungen des Ausländerrechts

30.11. 2017

Parlament
Nach der Einladung des Steuerausschusses im Kopenhagener Folketing klingelte plötzlich die Polizei bei Brooke Harrington. Foto: istock

Als internationale akademische Kapazität für Steuerrecht nach Dänemark geholt, vom Steuerausschuss im dortigen Parlament zum Expertenvortrag gebeten und dafür nun von der Ausweisung als Kriminelle bedroht: Die US-Wissenschaftlerin Brooke Harrington erlebt nach acht Jahren an der Kopenhagener Wirtschaftsuni CBS (Copenhagen Business School) kafkaeske Auswirkungen des dänischen Ausländerrechts mit entsprechenden Folgen auch für die Psyche. Read the rest of this entry »

Buchbesprechung: Was macht das Internet aus der Seele?

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Über die Seele von Assange und anderen Internetgeschöpfen

Drei Porträts von Männern, die nur durch das Internet leben: Julian Assange, der Enthüllungs-Hacker, ein angeblicher Bitcoin-Erfinder und ein rein digitales Geschöpf. Andrew O’Hagan berichtet spannend und stellt die wichtigste Frage: Was macht das Internet aus der Seele?

28.11.2017, 10:19 Uhr
  • Wikileaks-Gründer Julian Assange. Foto: dpa​

  • Das Cover des Buches «Das geheime Leben». Drei Porträts von Männern, die nur durch das Internet leben: Julian Assange, der Enthüllungs-Hacker, ein angeblicher Bitcoin-Erfinder und ein rein digitales Geschöpf. Andrew O’Hagan berichtet spannend und stellt die wichtigste Frage: Was macht das Internet aus der Seele? Foto: Fischer Verlage/dpa​

Von Thomas Borchert

Julian Assange, Schöpfer der Enthüllungsplattform Wikileaks, wirkte auf ihn vom ersten Moment an wie ein «hyperventilierender Chatroom», voller Verachtung für seine Helfer. Der australische Landsmann Craig Wright, vielleicht und vielleicht auch nicht Schöpfer des digitalen Kryptogeldes Bitcoin, hatte dieses «Cyberpunk-Glitzern» in den Augen, wenn mal wieder unklar war, was er über seine Identität erlogen hatte und warum.

Ronald Pinn schließlich, nach seinem Drogentod über das Internet neu erfunden, ist nun «als Mann mit Cyberwährung überall willkommen». Der Tote bekommt, nur durch Netzaktivitäten seines Digital-Schöpfers, nach und nach auch eine Postanschrift, einen Personalausweis mit neuem Gesicht, natürlich immer mehr «Freunde» auf Facebook, und auch Maschinenpistolen. Read the rest of this entry »

Rezension: Im 4. Erinnerungsbuch von Meyerhoff ein paar Klischees zu viel

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Im Meyerhoff-Sound

Holprig auf die Bühne und treulos in der Liebe

Joachim Meyerhoff ist in den eigenen Zwanzigern angekommen, skrupellos untreu in der Liebe und verzweifelt unsicher auf der Bühne. Sein vierter Erinnerungsroman hat wieder einen speziellen Sound und ein paar Frauenklischees zu viel.
21.11.2017,

Der Schauspieler und Buchautor, Joachim Meyerhoff.

Screenshot 2017-11-21 10.42.49.jpgFoto: dpa​

 

Das Cover des Buches “Die Zweisamkeit der Einzelgänger” von Joachim Meyerhoff. Foto: Kiepenheuer&Witsch/dpa​

 

Von Thomas Borchert

Köln (dpa) – Immer noch junge 23 bis 26 Lenze zählt die Hauptperson in der neuen, vierten Folge von Joachim Meyerhoffs Bestseller-Serie mit der eigenen Geschichte. «Erinnerung ist was für Dummköpfe», lässt er Hanna höhnen, die erste große Liebe seines Lebens und zweite Hauptperson auf diesen 400 Seiten. Sie tickt anders: «Ich sehe es einfach vor mir.» So muss es dem vielfach ausgezeichneten Schauspieler wohl auch beim Schreiben im Nebenberuf gehen. Was er aus seinem Leben beneidenswert reich an bunten Details «einfach vor sich sieht» und wohl auch dazuerfindet, hat Meyerhoff wieder zu einem immer unterhaltsamen Wechselbad von Komik bis Tragik mit munter wechselnder Tonlage bei der Selbstdarstellung und voller Sprachwitz gemixt.

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#Metoo fegt über Schweden wie ein Orkan: 5000 Juristinnen machen ernst

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Eine Kultur des Verschweigens

In Schweden prangern 5000 Juristinnen sexuelle Übergriffe von männlichen Richtern und Anwälten an.

16. 11. 2017

Tausende Schwedinnen wollen nicht mehr schweigen. Foto: rtr

Erst die Künstlerinnen, jetzt tausende Frauen aus der Rechtsprechung: In Schweden breitet sich die Protestbewegung gegen sexualisierte Drangsalierung, Erniedrigung und Gewalt durch Männer fast mit Lichtgeschwindigkeit aus. Nachdem letzte Woche erst 800 Schauspielerinnen und dann 700 Opern- sowie andere Sängerinnen ihre berufliche Not in Aufrufen mit haarsträubenden Beispielen öffentlich gemacht hatten, ist nun von gleich 5000 Juristinnen eine ganz neue Front eröffnet worden. Mit diesem Missbrauch der Frauen müsse sofort Schluss sein, hieß es in dem am Mittwoch veröffentlichten Aufruf unter dem scharfzüngigen Motto „Mit welchem Recht“ (#med vilkenrätt). Es folgt eine klare Adressierung: „Wir verlangen, dass ihr mit Macht in unserer Branche – Teilhaber von Anwaltskanzleien, Gerichtsvorsitzende, Behördenchefs – die Verantwortlichen für Übergriffe zur Rechenschaft zieht, statt weiter wegzusehen.“ Read the rest of this entry »

Norwegen als Klimakiller: Neues Öl aus der Arktis

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Der Kampf gegen die Ölförderung

„Ein massiver Eingriff in das Klima für kommende Generationen“: Greenpeace zieht gegen die norwegische Regierung wegen Bohrkonzessionen für die Barentssee vor Gericht.

March 7 2017 Tromso Norway Clear winter skies in Northern Norway enabled clearly viewing the A
Ökologisch sensibles Territorium: die Arktis unter Nordlicht. Imago Foto: imago stock&people (imago stock&people)

Geschliffene Argumente im Gerichtssaal erregen mitunter mehr Aufsehen als halsbrecherische Kletterpartien auf Bohrplattformen. Wenn von Dienstag an in Oslo über Ölbohrungen in der ökologisch hochempfindlichen Arktis verhandelt wird, ist Greenpeace die geballte Aufmerksamkeit der Norweger für das bisher einzigartige Verfahren sicher.

450.000 Bürger, fast zehn Prozent der Bevölkerung, stützen per Unterschrift die Klage, mit der Umweltschützer der Regierung Verfassungsbruch nachweisen wollen: Seit 2014 ist im norwegischen Grundgesetz festgeschrieben, dass „alle Menschen das Recht auf eine Umwelt (haben), die die Gesundheit sichert“. Ausdrücklich schreibt der Paragraf 112 auch den Schutz dieses Rechtes „für kommende Generationen“ bei der Verteilung von Naturressourcen vor. Read the rest of this entry »

absolut zu empfehlen: “Justizpalast” von Petra Morsbach

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Morsbach über eine Richterin: Vergnügliches Hohelied auf das Recht

Von Thomas Borchert, dpa

Richter sind auch nur Menschen. Die immer genau hinschauende Petra Morsbach erzählt in ihrem neuen Roman mit der Lebensgeschichte einer Richterin fesselnd, klug und komisch von Funktionieren und Scheitern der Justiz.

Justizpalast

München (dpa) – Diese beruflich souveräne und privat eher gehemmte Richterin verhandelt Komisches wie den Erbstreit um die Rechte am bayerischen Volksliedklassiker «Bayernland hat Oberhand». Es wird eigentlich nur gejodelt, so dass die Nachkommen des Komponisten Anspruch auf den Löwenanteil der üppigen Tantiemen haben? Die Erben des Texters («Hollera – hudiliöö – dolioo») sehen das ganz anders und kämpfen in einem Saal des Münchner Justizpalastes erbittert um Fifty-Fifty. Thirza Zorniger muss bei immer neuen Betrugs- und auch herzzerreißenden Scheidungsfällen richten: «Ein leukämiekranker Bub, der glaubte, seine Krankheit habe die Krise ausgelöst, erklärte unaufhörlich, es gehe ihm gut. Ein anderer holte sein Sparschwein, als die Eltern um Geld stritten, und rief: «Hört auf! Ich zahle!»». Read the rest of this entry »

Legendärer Mordfall auf Island: Wer erschlug Snorri?

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Das Mittelalter um die Ecke

Ein Mord, ein heißer Topf, ein etwas anderer Saga-Held: Islands Historie ist nur einen Steinwurf weit entfernt.

1. November 2017

Schlucht
Manche glauben, dass der Mörder von Snorri Sturluson und seine Helfer an dieser Schlucht entlangritten, ehe sie den berühmten Dichter und Regionalfürsten umbrachten. Foto: Gudlaugur Óskarsson/Reykholt

Woher kamen die Mörder? „Völlig klar, sie sind von Norden aus an der Raudsgil-Schlucht runtergeritten“, sagt der Mann von „Promote Iceland“ über den Anschlag auf Snorri Sturluson. Mit aufgeregter Stimme, als sei es gestern passiert. Dabei zeigt er nach Süden und konsultiert dann doch vorsichtshalber sein Smartphone mit der Kompass-App. Jeder kann irren, aber jedenfalls von der Schlucht, ganz sicher: „Wie faszinierend! Der Blick hier von Reykholt quer über das Tal ist immer noch ganz genau derselbe wie damals, als es passierte.“ Dass der weite Blick unendlich schön ist, versteht sich für einen Isländer wohl von selbst.

Die 776 Jahre Abstand zum berühmtesten und mysteriösesten aller Mordfälle auf der Vulkaninsel mit den spektakulären Landschaften haben tatsächlich nichts geändert. Am 23. September 1241, so kann man in der „Isländer“-Saga nachlesen, erschlug ein gewisser Árni Beisk den mächtigsten Mann und berühmtesten Schriftsteller im ganzen Land in dessen Kellerversteck in Reykholt. Árni, genannt „der Erbitterte“, tötete als Erfüllungsgehilfe von Gissur Thorvaldsson, Schwiegersohn des Opfers und Konkurrent um die Macht. Gissur konnte sich auf einen Mordauftrag von Norwegens König Hákon berufen. Nur eine Schutzbehauptung? Jedenfalls rissen sich die Norweger ganz Island zwei Jahrzehnte später unter den Nagel, mit Gissur als Statthalter. Damals wie heute zählt hier vor allem der Vorname, denn der Nachname besteht aus dem väterlichen Vornamen, mit „-son“ für Sohn oder „-dóttir“ für Tochter als Endung. Read the rest of this entry »