Wie auch eine US-Professorin in Dänemark ganz schnell “illegal” wird
Kafkaeske Auswirkungen des Ausländerrechts
30.11. 2017

Als internationale akademische Kapazität für Steuerrecht nach Dänemark geholt, vom Steuerausschuss im dortigen Parlament zum Expertenvortrag gebeten und dafür nun von der Ausweisung als Kriminelle bedroht: Die US-Wissenschaftlerin Brooke Harrington erlebt nach acht Jahren an der Kopenhagener Wirtschaftsuni CBS (Copenhagen Business School) kafkaeske Auswirkungen des dänischen Ausländerrechts mit entsprechenden Folgen auch für die Psyche.
„Mir ist die ganze Zeit zum Heulen und ich möchte ‚fuck it‘ schreien.“ Sie könne auch einen Job in einem Land finden, „wo sie mich nicht hassen“, gibt sie weiter zu Protokoll. Das Bild der 49-Jährigen vom angeblich glücklichsten Volk der Welt mit der ganz besonderen „Hygge“, dem grenzenlosen Wohlsein für alle, ist nun anders geprägt: „Das dänische Gesetz hat die gewünschte Wirkung. Ich fühle mich nicht willkommen.“
„Quarantäne“ für 15 Jahre
Harrington, Spezialistin zur Durchleuchtung und dem Stopp von Steueroasen, traute Augen und Ohren nicht, als nach ihrem Vortrag auf Einladung des Steuerausschusses im Kopenhagener Folketing plötzlich die Polizei morgens um 10 Uhr bei ihr zu Hause klingelte: Die zuständige Ausländerbehörde hatte sie angezeigt, weil sie gegen das Verbot von Nebenerwerbstätigkeit ohne Sondergenehmigung für Ausländer aus Nicht-EU-Ländern verstoßen habe. Es sei mit einem Bußgeld von 13.500 Kronen (1800 Euro) zu rechnen.
Das wiederum führt nach dem drakonisch harten dänischen Ausländerrecht automatisch zu einer 15 Jahre geltenden „Quarantäne“ ohne Möglichkeit einer permanenten Aufenthaltsgenehmigung. Die Mutter eines siebenjährigen Sohnes erfuhr weiter, dass ihre Arbeitserlaubnis eventuell sofort eingezogen werde, weil sie dem Wunsch des Parlamentsausschusses nach Teilung der akademischen Expertise gefolgt war.
Vom Verbot der Nebenjobs hatte Brooke Harrington niemand an der CBS etwas gesagt. „Am Tag, als die Polizei kam, kam auch eine Mail, dass ich für meine akademische Arbeit wegen ihres positiven Effektes für die dänische Gesellschaft ausgezeichnet werde“, erzählt Harrington. Auch Lea Wermelin, die Vorsitzende im Steuerausschuss des „Folketing“ fiel aus allen Wolken: „Es ist doch komplett verrückt, wenn das Parlament nicht die Forschungsergebnisse nutzen darf, für die Dänemark bezahlt.“
Nur dass diese Verrücktheit eben beileibe kein Einzelfall ist. Harrington selbst verwies auf den Fall des Kameruners Marius Youbi: Der hatte sein Ingenieurstudium in Aarhus mit Bestnoten abgeschlossen und wanderte als „Superstudent“ durch die Medien. Die Behörden schoben ihn in sein Geburtsland ab, weil er zwei Monate lang mehr als die zulässigen 15 Wochenstunden für Geld geputzt hatte, um die 276.000 Kronen Studiengebühren zu begleichen. Ein paar Wochen nach der Abschiebung holte ihn eine dänischen Windkraft-Firma als gut bezahlten Ingenieur zurück.
Harringtons CBS-Mitprofessor Steffen Andersen macht eine „massive Furcht“ unter ausländischen Forschern aus: „Mehrere meiner Kollegen fühlen sich wie Jagdwild für eine Art Gestapo.“ Dass hochbegehrte Wissenschaftler keine Lust auf solche Gefühle haben und Dänemark als Forschungsplatz komplett von ihrer Landkarte streichen, gefällt auch Ausländerministerin Inger Støjberg nicht so gut: Man wolle nachbessern. Ansonsten bejubelt sie jede Verschärfung des Ausländerrechts als persönlichen Sieg auf Facebook, bei der 50. auch mit Torte und dem Satz: „Das muss gefeiert werden.“
Inzwischen ist sie bei Nr. 64 angekommen, und Brooke Harrington hat keine Zweifel, in welche Richtung sich dieser Expresszug bewegt: „Ich sehe eine klare Tendenz in den letzten Jahren, dass dänische Behörden die Aufgabe bekommen haben, Ausländer so schlecht wie möglich zu behandeln. Jetzt sind wir, die gut Ausgebildeten, an der Reihe.“ Selbst wäre sie vielleicht nicht auf so einen Gedanken gekommen: „Meine dänischen Nachbarn haben es mir so erklärt und sind sich da ganz sicher.“
December 1, 2017 at 11:43 pm
Dänen haben unter der deutschen Besatzung viel von den Nazis gelernt, aber die Geschichte noch weniger aufgearbeitet als die Deutschen, das macht sie meiner Meinung nach nur zu noch “besseren guten” Deutschen. Schade das humanistische und sozialistische Ideen so schnell in nationalsozialistische umschlagen können.
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