Month: August 2018
Wie Lehrer sich gegen neoliberalen Wahnsinn an dänischen Schulen wehren
“Der Pauker”: Kampf gegen die Schulreform
Gewerkschaftschef Anders Bondo Christensen hat den Angriffen gegen die Arbeitsbedingungen der Lehrer in Dänemark die Stirn geboten. Im Herzen ist er der engagierte Pädagoge geblieben.

Es klingt wie Ostblock kurz vor Stalins Tod, ist aber Dänemark, das Land mit dem angeblich glücklichsten Volk der Welt: Vier Wochen lang sperren die kommunalen Arbeitgeber alle Lehrer aus und überweisen kein Gehalt. Die Pädagogen an den „Folkeskoler“, der Gesamtschule von der ersten bis zur zehnten Klasse, sollen per Tarifvertrag zu deutlich mehr Unterrichtsstunden bei voller Anwesenheit in der Schule von 8 bis 16 Uhr gezwungen werden. Die Lehrer trotzen dieser ersten und einzigen Angriffsaussperrung der dänischen Geschichte standhaft, ihre Gewerkschaft verweigert die Unterschrift. Am Ende verfügt die eigentlich zu Neutralität verpflichtete Kopenhagener Regierung per Zwangsgesetz das gewünschte Resultat. Kurz danach kann sie eine Schulreform verkünden: Mehr Unterricht, jetzt in Ganztagsschulen, mit tausenden bis ins letzte Detail festgelegten Richtlinien. Read the rest of this entry »
Dänemark und die Sklaverei: Bis heute nach Kräften verdrängt
Statue des Anstoßes
Mary Thomas führte 1878 auf der Karibikinsel St. Croix einen gewaltsamen Aufstand gegen die dänischen Kolonialherren an. Ihre Statue in Kopenhagen lenkt nun die Aufmerksamkeit auf ein düsteres Kapitel der Geschichte des Königreiches. Selbst FR-Korrespondent Thomas Borchert ist in gewisser Hinsicht darin verstrickt.

Unser Hochzeitsfest war in vollem Gange, da murmelte mir die Schwägerin wie beiläufig ins Ohr: „Du weißt schon, dass das hier ein Sklavenhalter-Bau ist?“ Mit hier meinte sie das Haus in der Strandgade 46, wo wir damals lebten und auch unsere Vermählung feierten. Nein, das hatte ich bis zu diesem Moment nicht gewusst. Und die Neuigkeit stimmte mich frisch zugewanderten Neu-Kopenhagener, der ich in meiner Begeisterung über all die unwiderstehlich fröhlichen Dänen schwelgte, zunächst auch nicht besonders nachdenklich. Obwohl die Schwägerin noch angefügt hatte: „Reich geworden sind sie hier ja alle durch die Sklaverei.“ So auch der Erbauer und erste Bewohner dieses Hauses namens Andreas Bjørn.
Die erwähnte Hochzeit war Anfang der achtziger Jahre – und nun, dreieinhalb Jahrzehnte später, hat mich der strenge Blick der schwarzen Mary Thomas, genannt Queen Mary, quer über den Hafen Richtung Strandgade mit Macht zurückgetrieben zu den Ursprüngen meines ersten Kopenhagener Domizils. Seit dem Frühjahr thront die einstige Plantagenarbeiterin von der Karibikinsel St. Croix als sieben Meter hohe Statue vor dem „Westindischen Lagerhaus“. Sie führte 1878 einen höchst gewaltsamen Aufstand gegen die dänischen Kolonialherren an, weil sich auch Jahrzehnte nach der formellen Abschaffung der Sklaverei kaum etwas zum Besseren geändert hatte. Read the rest of this entry »
Dänisches Burkaverbot ist absurdes Theater
Dänemark drückt Burkaverbot durch
Ab sofort müssen rund 150 vollverschleierte Frauen mit Strafen rechnen.
1.8.2018

Die 130 Weihnachtsmänner mit ihren dicken Rauschebärten haben sich vor einer Woche eventuell zum letzten Mal zu ihrem jährlichen „Weltkongress“ in Kopenhagen versammelt. Ab heute gilt in Dänemark ein „Bedeckungsverbot“, vom Folketing vor der Sommerpause beschlossen und laut Justizministerium ausdrücklich auch gegen künstliche Bärte gerichtet, die das Antlitz unkenntlich machen. Dass in den Politikerreden und Schlagzeilen immer nur vom Burkaverbot die Rede war, kann mit der Zahl der Betroffenen nichts zu tun haben. Sie entspricht der der Rauschebartträger beim Weltkongress punktgenau: Im Königreich Dänemark tragen nach offiziellen Schätzungen zwischen 100 und 200 Frauen eine Burka oder den nun ebenfalls verbotenen Nikab. Read the rest of this entry »