Month: September 2019

Alternativer Nobelpreis an Greta Thunberg

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Greta Thunberg, hier bei einem Auftritt im Juli in Berlin, ist auch für den Friedensnobelpreis im Gespräch.

Auszeichnung

Alternativer Nobelpreis: Greta Thunberg hat eine „unglaubliche Leistung“ vollbracht

von Thomas Borchert

Der 40. Alternative Nobelpreis geht an drei Frauen und einen Mann, die gegen alle Anfeindungen für eine bessere Welt streiten.

Die Entscheidung, Greta Thunberg den Alternativen Nobelpreis zu verleihen, war schon gefallen, als die 16-jährige Klimaaktivistin in der New Yorker UN-Zentrale die versammelten Machtpolitiker in unvergesslichen vier Minuten zornbebend anfuhr: „Wir stehen am Beginn eines Massensterbens, und alles, worüber ihr sprechen könnt, sind Geld und Märchen von ewigem Wirtschaftswachstum. Wie könnt ihr es wagen?“ Am selben Ort und keine 24 Stunden vor der Preisverkündung in Stockholm zeigten, wenngleich unfreiwillig, auch die wüsten Attacken des brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro gegen „radikal extremistische“ Umweltschützer, „klimabesessene“ Medien und „neokolonialistische“ Fürsprecher indigener Amazonasstämme, dass die Stockholmer Jury wohl einen Nerv getroffen hat.

Denn zu den am Mittwoch verkündeten vier Preisträgern des 40. „Right Livelihood Award“ gehört auch Davi Kopenawa vom Volk der Yanomami aus dem Amazonasgebiet. Er wird ausgezeichnet für den jahrzehntelangen Kampf für sein indigenes Volk und damit gegen die Zerstörung des Amazonas-Regenwalds durch wirtschaftliche Ausbeutung. Die „Berührung mit der Zivilisation“ seit den 80er Jahren hat ein Fünftel aller Yanomami das Leben gekostet. Ole von Uexküll, Direktor der Right-Livelihood-Stiftung, hebt im FR-Interview gegen diesen düsteren Hintergrund immer wieder sehr handfeste Erfolge von Preisträgern heraus. Kopenawa, der sein Geburtsjahr mit „etwa 1956“ angibt, habe entscheidend daran mitgewirkt, dass 1992 eine Fläche zweimal so groß wie die Schweiz als Schutzgebiet für sein Volk ausgewiesen wurde. Read the rest of this entry »

Kommunalwahlen rücken Norwegen deutlich nach links

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Kommunalwahlen

11.09.2019

Klare Mehrheit für Mittelinks in Norwegen

  • von Thomas Borchert

In Norwegen legen bei den Kommunalwahlen vor allem Linkssozialisten und Grüne kräftig zu.

Die Norweger haben ihr Land bei den Kommunalwahlen massiv nach links gerückt. Die klare Mehrheit für Mittelinks mit 55,7 Prozent gegenüber nur 36,3 Prozent für das Regierungslager der konservativen Ministerpräsidentin Erna Solberg ist angesichts haushoher Verluste für die Sozialdemokraten umso bemerkenswerter. Die Arbeiterpartei fuhr mit 24,4 Prozent das schlechteste Ergebnis seit über hundert Jahren ein und verlor gegenüber 2015 ein Viertel ihrer Wählerschaft. Es half ihr nicht, dass Solbergs Konservative zusammen mit ihrem rechtspopulistischen Koalitionspartnern, der Fortschrittspartei, ebenfalls zu den klaren Verlierern gehörten.

Dass die Hauptstadt Oslo und andere Großstädte weiter von sozialdemokratischen Bürgermeistern regiert werden können, ist den Erfolgen von Linkssozialisten, der noch jungen Umweltpartei– den Grünen – und den „Roten“ zu verdanken. Die auch zum Mittelinkslager gehörende, vor allem ländlich orientierte Zentrumspartei konnte ihren Stimmenanteil mit 15,7 Prozent landesweit fast verdoppeln. Als ausschlaggebend für die Erfolge dieser Parteien gilt ihr Eintreten für eine konsequente Klima- und Umweltpolitik sowie in den ländlichen Gebieten der Protest gegen fortschreitende Zentralisierung.

Zu den Besonderheiten dieser Wahl mit 4,2 Millionen Stimmberechtigten gehörte die erfolgreiche Kandidatur einer Bürgerpartei gegen die in Norwegen stark verbreiteten Mautgebühren für Autofahrten in Innenstädten. In der zweitgrößten Stadt Bergen kam die Protestpartei als drittstärkste Kraft auf 16,9 Prozent.

Sozialdemokraten uneins

Der sozialdemokratische Parteichef Jonas Gahr Støre wies Forderungen nach seinem Rücktritt auch mit Blick auf die zuletzt für die Arbeiterpartei ähnlich enttäuschende letzte Parlamentswahl zurück: „Wir müssen das jetzt verarbeiten und die Ärmel aufkrempeln.“ Für die 2021 anstehende Parlamentswahl verlangen innerparteiliche Kritiker einen deutlichen Linksschwenk mit Öffnung hin zu den in der Wählergunst nach vorne stürmenden Grünen. Dafür müsste Støre unter anderem seinen bisherigen Kurs für die maximale Ausbeutung der fossilen Rohstoffe aus der Nordsee revidieren. Sie hat das Land in den vergangenen fünfzig Jahren zu einem der reichsten der Welt gemacht, steht aber in krassem Kontrast zu allen Zielen im globalen Kampf gegen den Klimawandel.

Mit der Kommunalwahl in Norwegen setzt sich ein klarer Trend in ganz Skandinavien fort, wo die Sozialdemokraten das 20. Jahrhundert so souverän geprägt haben wie nirgends sonst auf der Welt. Sie verlieren nicht durchgehend so an Zustimmung wie die SPD in Deutschland, sind aber nur noch mit immer stärker werdenden Partnern aus klarer links oder grün orientierten Parteien regierungsfähig. Dies gilt sowohl für die als Regierungschefin neu angetretene dänische Sozialdemokratin Mette Frederiksen als auch für ihren Kollegen Antti Rinne in Finnland und den schwedischen Premier Stefan Löfven.

 

Auf der Jagd nach Profiten: Wie auch Grönland militarisiert wird

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Geopolitik

8.9.2019

Hotspot Grönland

  • von Thomas Borchert

Außer den USA verfolgt auch China strategische Interessen auf Grönland. Dazwischen sucht das kleine Dänemark seine Rolle.

Häuser beim US-Militärflugplatz Thule Air Base auf Grönland. © afp

 

Das groteske Kaufinteresse von Donald Trump an Grönland hat in Dänemark erst ungläubiges Kopfschütteln und dann eine Debatte über die eigene Rolle ausgelöst. „In einer Zeit mit entscheidender strategischer Bedeutung für die Arktis muss Grönland eine gewichtigere Rolle in der dänischen Politik bekommen,“ forderte die konservative Zeitung „Berlingske“, als sich die Aufregung über den US-Präsidenten und seine ebenso beleidigte wie beleidigende Absage eines Staatsbesuchs etwas gelegt hatte. Das Kopenhagener Blatt bemühte große Worte: „Unser Königreich ist eine arktische Supermacht wie Norwegen, die USA, Russland und Kanada. Ohne Grönland wird Dänemark ein amputierter Zwerg.“

Die größte Insel der Welt hat gerade mal 56.000 Bürgerinnen und Bürger. Ihnen haben die vor 300 Jahren als Kolonialherren herangesegelten Dänen die volle staatliche Unabhängigkeit zugesagt. Bis auf die Außen- und Sicherheitspolitik ist sie als Teilautonomie schon Wirklichkeit. Aber die Karten werden zwischen Kopenhagen und Grönlands Hauptstadt Nuuk neu verteilt, seit das Eis hier in klimatechnisch alarmierendem Tempo schmilzt. Die Aussicht auf den Abbau gigantischer Bodenschätze und die zunehmende Befahrbarkeit der Nordwest-Schiffspassage haben die Insel kommerziell und auch militärstrategisch zu einem geopolitischen Hotspot gemacht.

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Meine Verbeugung vor den Zweisprachlern in Dänemark und überall

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Ein Hoch auf die Zweisprachler

Von Thomas Borchert

6. Sept. 2019 (Wochenend-Kolumne)JP-Illustration.jpgDie zwei Sprachgenies Vladimir Nabokov (Lolita), Viktor Funk (Frankfurter Rundschau) und ich, der ich absolut keins bin (so gesehen vom Karikaturisten von Jyllands-Posten, Rasmus Sand Høyer)

Als Neuer bei den Wochenendkolumnen stellt man sich am besten kurz vor, auch wenn es mit einem peinlichen Geständnis losgehen muss: Eigentlich ist mein Dänisch nach dreieinhalb Jahrzehnten in diesem Land (seit kurzem mehr als die Hälfte des Lebens) immer noch zu fehlerhaft, um hier als Kolumnist Aufmerksamkeit in Anspruch zu nehmen. Die dänische Liebste und unsere drei längst erwachsenen dänisch-deutschen Kinder beteuern, dass sie die Fehler des Zugewanderten schon wegen ihres Unterhaltungswerts nicht missen möchten: Wenn ich durch die Wohnung rufe, wo denn die „hvide due“ (weiße Taube) zum Tischdecken geblieben ist. Der Unterschied zu „duge“ (Tischtuch) in dieser so verflucht gemurmelten Sprache ist vielleicht doch zu fein für den angelernten Dänen. Aber schön, dass alle was zum Lachen haben.

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Jeg bukker for de tosprogede i Jyllands-Posten

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Helt udlært i dansk bliver jeg aldrig

Jeg er misundelig på dem, der kan mestre et andet sprog så godt som deres modersmål. For nogle af os forbliver det andet sprog et, man hele tiden kan snuble i.
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Illustration: Rasmus Sand Høyer

Som ny i Weekendpanelet lægger jeg ud med en pinlig tilståelse: Efter tre et halvt årti i dette land – lidt mere end halvdelen af mit liv – er mit danske sprog stadig for fejlbehæftet til, at jeg egentlig kan gøre krav på opmærksomhed som klummeskribent.

Min kære danske kone og vores tre voksne børn bedyrer, at de alene for underholdningsværdien nødig vil undvære indvandrerens sprogfejl. Som når jeg spørger, hvad der er blevet af den hvide due, som jeg skal bruge til borddækningen.

Forskellen mellem dug og due er på dette forbaskede mumlesprog lige lovlig hårfin for den aldrig helt udlærte dansker. Men godt, at alle har noget at grine af!

Min kære danske kone og vores tre voksne børn bedyrer, at de alene for underholdningsværdien nødig vil undvære indvandrerens sprogfejl. Som når jeg spørger, hvad der er blevet af den hvide due, som jeg skal bruge til borddækningen.

For at undgå lignende morsomheder har jeg lige så stille sørget for et sikkerhedsnet. Stor tak til Helle, Anne og Ellen! De tre skytsengle var smerteligt nok ikke med, da jeg på en tysk valgaften optrådte som “ekspert” for TV 2 News. Read the rest of this entry »