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Month: February 2020

Weltmacht China: Ossietzky-Preisträger zu zehn Jahren Haft verurteilt

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Haft für Gui Minhai„Generell sind wir in Schweden in höchstem Maß an guten Beziehungen zu China interessiert.“

Keine freien Worte in China

  • von Thomas Borchert
    26.02.2020

Der schwedisch-chinesische Autor Gui Minhai ist zu zehn Jahren Haft verurteilt worden. Seine europäische Exilheimat protestiert gegen das Urteil nur schwach.

Zu zehn Jahren Haft für den „Verrat von Staatsgeheimnissen“ hat ein Gericht im chinesischen Ningbo den schwedisch-chinesischen Autor und Verleger Gui Minhai verurteilt. Gui ist wahrscheinlich schwer krank, wurde zweimal von Agenten seines Geburtslandes brutal gekidnappt und in seinem nordeuropäischen Exilland mit dem Kurt-Tucholsky-Preis „für unermüdlichen Einsatz für das freie Wort“ ausgezeichnet.

Das Urteil aus der Millionenstadt südlich von Schanghai kam vollkommen überraschend. Weder wurden die Behörden Schwedens über den Prozess informiert, noch hatten seit 2018 Diplomaten der Botschaft in irgendeiner Form Kontakt mit dem seit fünf Jahren Inhaftierten. Read the rest of this entry »

Finnland teilt die Eltzernzeit 50:50

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In Deutschland geht nicht einmal die Hälfte der Väter in Elternzeit.

Finnland

Auch Väter müssen ran

von Thomas Borchert

In Finnland sollen Männer und Frauen künftig zu gleichen Teilen bezahlte Elternzeit nehmen – eine Reaktion auf den Geburtenrückgang.

Die Nordeuropäer weisen wieder mal den Weg, wenn es um die Gleichstellung der Geschlechter geht. Nach einer weltweit als bahnbrechend gefeierten Elternzeit-Reform in Island bekommen jetzt auch Väter und Mütter in Finnland ähnliche Möglichkeiten. Als ersten Schritt hat die neue sozialdemokratische Regierungschefin Sanna Marin angekündigt, dass die bezahlte Elternzeit von 11,5 auf 14 Monate ausgeweitet und paritätisch zwischen beiden Eltern geteilt wird. Ab 2021 bedeutet das – nach finnischer Rechnung mit Sechs-Tage-Bezugssystem – einen Anspruch von jeweils 6,6 Monaten. Bis zu 69 Tage können auf das andere Elternteil überschrieben werden. Read the rest of this entry »

Brussigs Teenie-Waschbären nur zwischenzeitlich komisch, am Ende fade

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Brussig wechselt im Waschbär-Roman zu oft die Spur

13.02.2020

 

Thomas Brussigs

Thomas Brussigs “Die Verwandelten”. Foto: Wallstein Verlag/dpa

Thomas Brussig lässt zwei Jugendliche aus Mecklenburg in einer Autowaschanlage zu Waschbären werden und erzählt von der Vermarktung der sensationellen Verwandlung. Der Roman hat seine komischen Seiten.

Von Thomas Borchert, dpa

Göttingen (dpa) – Die mecklenburgischen Teenager Fibi und Aram verwandeln sich in einer Autowaschanlage in Waschbären, weil eine Quatschanleitung dazu aus dem Internet seltsamerweise funktioniert.

Dieser Start von Thomas Brussigs neuem Roman “Die Verwandelten”, vom Verlag als “komischer Gesellschaftsroman” beworben, wird manchen zurückzucken lassen. Auf der anderen Seite hat sich Brussig (55) seit seinem Vereinigungs-Bestseller “Helden wir wir” Mitte der 90er Jahre und dem Nachfolger “Am kürzeren Ende der Sonnenallee”, erfolgreich verfilmt als “Sonnenallee”, dem Publikum als immer unterhaltsamer Autor mit Falkenblick für Grotesk-Komisches eingeprägt.

Im neuen Buch greift er ins Volle und lässt seine beiden Hauptpersonen als Waschbären, “aber unter Beibehaltung ihrer seelischen Identität”, nach ihrer Tierwerdung das elterliche Zuhause im Dorf Bräsenfelde ansteuern. Das quicklebendige, trotzige Teenagermädchen Fibi kann sich auch als Waschbär munter unterhalten, während der zurückhaltendere Aram Menschen gegenüber verstummt. Vor allem aber hadert der talentierte Fußballer damit, dass die grundlegende Veränderung ausgerechnet am Tag vor seinem vielversprechenden Probetraining beim “Hasfau” (HSV) ihren Gang nehmen musste. Ansonsten aber nehmen Fibi und Aram den neuen Status und dessen vollkommen unerklärliche Ursache sensationell, denkt man als Leser, gelassen hin. Read the rest of this entry »

UN-Beauftragter erhebt schwerste Vorwürfe gegen Schweden: Assange gemeinsam mit CIA auf den Scheiterhaufen geworfen

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Julian Assange

Schwedens Justiz im Dienst der CIA?

von Thomas Borchert

Stockholm schweigt über die Vorwürfe im Fall Assange. Verschwörungstheorien blühten im Land schon vorher.

Aus dem Mund eines angesehenen UN-Sonderberichterstatters für Folter ist der Vorwurf gegen den Rechtsstaat Schweden an Ungeheuerlichkeit kaum zu überbieten: Die erst nach neun Jahren eingestellten Ermittlungen gegen Wikileaks-Gründer Julian Assange wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung in Stockholm seien von Beginn an „ein abgekartetes Spiel“ gewesen, so erklärt der Schweizer Jurist Nils Melzer im Interview mit dem Online-Magazin „Republik“.

Mein Vater kam im U-Boot nach Dänemark, ich im VW: beides “erstklassige deutsche Metallprodukte”

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Wie mein Vater am 4. Mai 1945 in einem U-Boot nach Dänemark kam und ich am 30. Januar 1983 in einem Volkswagen.

 

Jyllands-Posten

 

[object Object]Tegning: Rasmus Sand Høyer

 

Ein fast immer froher Marienkäfer aus Deutschland

 02.02.2020

Alle kennen den VW-Käfer. In der großen Deutschland-Ausstellung des Kopenhagener Nationalmuseums bekommt er den Namen „Volkswagen-Marienkäfer“ verpasst. Charmant. In Jyllands-Posten steht, welche Erinnerungen das bei mir nach oben gespült hat:

 

Das Auge fällt beim Betreten der Deutschland-Ausstellung im Nationalmuseum sofort auf den aschgrauen Volkswagen, sorgsam restauriert und im Baujahr 1952 in Wolfsburg vom Band gelaufen. In dieser Stadt bin ich aufgewachsen, derselbe Jahrgang 1952, in zunehmendem Maß aschgrau, und sorgsam restauriert zu werden täte auch mir sehr gut.

Der Historiker Neil McGregor, Schöpfer dieser Ausstellung für das Britsh Museum in London, sieht den kleinen buckligen Volkswagen als fantastische Präzisionsarbeit von höchstem Karat, verfügbar für alle. Als frühes Beispiel für dieselbe Kombination erklärte er bei einem Vortrag in Kopenhagen mitreißend und schwärmerisch eine beeindruckende Präzisionsuhr aus dem 16. Jahrhundert. Albrecht Dürer feiert er als „ersten europäischen Künstler”, dessen Kupferstiche von Spanien bis Norwegen überall in Europa Verbreitung fanden. Johann Gutenberg bahnte mit der Buchdruckerkunst den Weg für die spätere Aufklärung. Und das Bauhaus (gegründet 1919) öffnete die Augen der Welt für einen muntere und demokratischen Blick auf das Leben. Read the rest of this entry »

Som min far den 4. maj 1945 og jeg den 30. januar 1982 kom til Danmark i førsteklasses tyske metalprodukter

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En næsten evigglad mariehøne fra Tyskland

Vi kender den allesammen: folkevognsboblen. Et symbol på efterkrigstidens tyske ”wirtschaftswunder”, den første bil for rigtig mange familier. En stor Tyskland-udstilling på Nationalmuseet fik minderne til at vælde frem.
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Tegning: Rasmus Sand Høyer

 

Det pragtstykke, der møder øjet, når man træder ind i salen på Nationalmuseets ”Tyskland”-udstilling, er en omhyggeligt restaureret askegrå folkevogn fra 1952, fabrikeret i Wolfsburg. I denne by voksede jeg op, samme årgang 1952, i stigende grad askegrå, og jeg kunne også godt tænke mig at blive omhyggeligt restaureret.

I 1971 droppede jeg sommerjobbet som ung journalist ved Wolfsburger Allgemeine til fordel for samlebåndet på VW-fabrikken.

Beängstigend, wie China skandinavische Medien bei Kritik bedroht

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Die „Jyllands-Posten“-Karikatur von Niels Bo Bojesen.

 

Karikatur in „Jyllands-Posten“:

Pekings Druck auf die Pressefreiheit

  • von Thomas Borchert

China verfolgt bei seinem Einspruch gegen eine dänische Karikatur zum Corona-Virus eine Strategie.

Eine vielleicht geschmacklose und mit Sicherheit zweitrangige Karikatur zum Corona-Virus hat Dänemarks Regierenden und den Schweinefleisch-Exporteuren Angstschweiß auf die Stirn getrieben, aber auch Widerspruchsgeist gegen die immer massiveren Attacken auf die Pressefreiheit aus Peking geweckt. Auf die Forderung des chinesischen Botschafters in Kopenhagen, die Zeitung „Jyllands-Posten“ habe sich öffentlich für eine Zeichnung mit fünf Corona-Viren statt der Sterne in Chinas Nationalflagge zu entschuldigen, reagierten Medien und Politik einhellig. „Jyllands-Posten“, 2006 unfreiwillig berühmt geworden durch den weltweiten Streit um zwölf Mohammed-Karikaturen, verweigert kategorisch jeden Bußgang, und Ministerpräsidentin Mette Frederiksen konstatierte knapp: „Wir haben Meinungsfreiheit in Dänemark, auch für Zeichner.“ Read the rest of this entry »

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