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Wie Rechtspopulisten Skandinavien aufgemischt haben

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Rechtspopulisten: Mitregieren und Stimmen kassieren

In Skandinavien werden rechtspopulistische Parteien als neue Mitte hofiert. Nationalistische Töne sind längst salonfähig geworden.

Parteitag der rechtspopulistischen Partei der Finnen
Fahnenträger der Partei der Wahren Finnen stimmen sich auf einen Parteitag ein. Foto: dpa
In einem Meer blaugelber Fahnen, vor sich in blaugelben Nationaltrachten Königin Silvia und drei Prinzessinnen, schloss Schwedens Ministerpräsident Stefan Löfven die Rede zum „Flaggentag“ auf der blaugelb geschmückten Bühne bewegt ab. Die Demokratie müsse verteidigt werden, „damit unsere Kinder und Enkel auch weiter eines der freiesten und erfolgreichsten Länder der Welt feiern können. Unser geliebtes Schweden.“ Zwei Jahre vorher hatte der Sozialdemokrat noch vor Demonstranten für eine offene und humane Aufnahme von Flüchtlingen bewegt ausgerufen: „Mein Europa baut keine Mauern.“Inzwischen zieht die Stockholmer Regierung Mauern hoch, was das Zeug hält, und ihr Chef hat die Scheu vor nationalistisch riechenden Tönen abgelegt. Die Sozialdemokraten, die hier fast ein Jahrhundert allein regieren konnten, trennen ein Jahr vor Wahlen nur noch sechs, sieben Prozentpunkte von den rechtspopulistischen Schwedendemokraten. In zehn Jahren hat der stets gesittet auftretende Parteichef Jimmie Åkesson hat aus einer Splittergruppe mit arischen Rasseideologen und anderen Neonazis im Gründergepäck Schwedens nun zweitstärkste Kraft mit 20 Prozent bei Umfragen gemacht. Die Konservativen sind im stetigen Fall auf den dritten Platz zurückgefallen.

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Wie dänische Bibliotheken sich runderneuern

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Dänische Bibliotheken erfinden sich gerade neu: Bücher sind nur noch Nebensache. Vom Chorgesang bis zum Behördengang und mit Obdach für Einsame bieten sie dem Niedergang die Stirn.

8. Juli 2017
Bibliothek

Bibliothek

Es gibt selbst an der Decke viel zu entdecken. Foto: Aarhus Public Libraries

Linn Ullmanns Roman über ihre Kindheit mit weltberühmten und überforderten Eltern erwies sich als unwiderstehliche Lektüre. Groß also das Entsetzen, als am späten Kopenhagener Samstagnachmittag klar wurde, dass ich „De urolige“ (auf Deutsch kommen „Die Unruhigen“ erst nächstes Jahr raus) auf der Insel Falster vergessen hatte. Nach dem Schock brachte die Internetseite der Stadtbücherei erst mal wenig Hoffnung: Fehlanzeige als E-Buch, 143 Papierexemplare ausgeliehen. Zu viele Dänen wollten lesen, wie die norwegische Autorin ihre Kinderjahre zwischen dem egomanischen Filmgenie Ingmar Bergman und der mit ihrer Schönheit als Einnahmequelle hart ringenden Schauspielerin Liv Ullmann auferstehen lässt. Ein Meisterwerk.

Das musste ich ohne Verzögerung zu Ende lesen. Und siehe da: Die „Folkebibliotek“ in Christianshavn hatte eins als „hjem“, „zuhause“, auf der digitalen Liste. Also im hohen Gang zum Nachbarstadtteil geradelt. Zwar ist die Bücherei auch dort samstags um 18.15 Uhr verschlossen. Aber ich kann den Eingang mit meiner dänischen Sozialversicherungskarte am Scanner öffnen. Drinnen kein Personal, dafür eine Handvoll Besucher vor ihrem Laptop oder einem Bücherei-PC. Sie haben hier freien Internetzugang, Stille und um sich Bücher. Ich finde „De urolige“ und freue mich auf einen schönen Leseabend. Read the rest of this entry »

Sebastian Barry schließt großartige Trilogie ab

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Neues von Dänemarks Populistin Nr.1

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Dänemark Populistischer Kampf gegen „Kinderbräute“

Ausländerministerin Inger Støjberg soll bei der Behandlung minderjährig verheirateter Flüchtlinge bewusst Recht gebrochen haben – und sitzt dennoch fest im Sattel.

28. Juni 2017

Inger Støjberg
Inger Støjberg beherrscht die Debatte über Zuwanderung. Foto: afp

„Ministerin, du lügst. Und Minister dürfen nicht lügen.“ Dänemarks Ausländerministerin Inger Støjberg hat den hässlichen Abgeordnetenvorwurf per skandinavischem Du bei ihrer zweiten Anhörung vor einem Parlamentsausschuss ungerührt weggesteckt.

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Roma-Bettlerin: Terropfer und unerwünscht

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Stockholm Das Opfer muss weiter betteln

Die alte Roma Papusa Ciuraru hat den Terroranschlag in Stockholm überlebt und sitzt nun wieder auf der Straße.

Vor 23 Stunden

Papusa Ciuraru.
Papusa Ciuraru. Foto: svt

 

Die 83 Jahre alte Papusa Ciuraru aus Rumänien kauert seit einigen Tagen wieder mit ausgestreckter Hand in der Stockholmer Fußgängerzone. Dort hatte sie am 7. April ein Massenmörder in seinem gestohlenen Lastwagen nur um Zentimeter verfehlt. Der steinerne Löwe, hinter dem sie saß, rettete ihr das Leben. Ciuraru trug bei dem Anschlag nur Knochenbrüche am rechten Fuß davon. Fünf Passanten waren der Amokfahrt zum Opfer gefallen, die ein abgewiesener Asylbewerber aus Usbekistan bei seiner Festnahme einen „Terrorakt für den ‚Islamischen Staat’“ genannt hatte. Read the rest of this entry »

Rechtspopulisten noch viel rechter

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Finnland: Regierungscrash in Helsinki

Nach der Wahl des offen rassistischen Jussi Halla-aho zum neuen Vorsitzenden der rechten „Wahren Finnen“ kündigt Ministerpräsident Juha Sipilä die Koalition auf.

12.06.2017 18:36 Uhr

Rechtspopulistische Partei der Finnen wählt einen neuen Chef
Jussi Halla-aho, 46, ist wegen Hetze
gegen den Islam vorbestraft. Foto: Jussi Nukari (Lehtikuva)

Wenn Rechtspopulisten die Anhänger wegen zu zahmer Politik im Regierungbündnis weglaufen, kann man es einfach wieder andersherum probieren: Die „Wahren Finnen“ haben in Helsinki nach zwei Jahren die Koalition mit den Konservativen und dem Zentrum gesprengt.

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Røkke: Milliardär und “Wohltäter”

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Philantropie: Ein Schiff wird kommen

Der norwegische Industrielle Kjell Inge Røkke will sein Vermögen der Gesellschaft zurückgeben. Die erste Wohltat: das Forschungsschiff REV.

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7. Juni 2017

 

Wenn doch nur alle Milliardäre so edle Vorsätze hätten. „Ich will der Gesellschaft den Löwenanteil von dem zurückgeben, was ich verdient habe“, verkündet der norwegische Großindustrielle, der ein geschätztes Vermögen von umgerechnet 1,8 Milliarden Euro (17 Milliarden Kronen) sein Eigen nennt. Wie viel davon der 58-Jährige für das gewaltige neue Forschungsschiff „REV“ (Research Expedition Vessel) voller Technik vom Feinsten als Geschenk an die Gesellschaft abzweigt, behält Røkke aber lieber für sich: Das Schiff sei ein Teil vom Löwenanteil. Nach dem Stapellauf 2020 sollen an Bord hochkomplexe Forschungsprojekte bis zu einer Tiefe von 6000 Meter möglich sein – der WWF hat sich bereits eine Kooperation gesichert. Nebenbei kann das Schiff pro Tag bis zu fünf Tonnen Plastikmüll vom Meeresboden einsammeln und CO2-neutral verbrennen. Read the rest of this entry »

Teenager in Dänemark: Anzünden von Flüchtling juristisch eine Kleinigkeit im Vergleich zu Terrorplänen

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Skærmbillede 2017-03-18 kl. 06.54.17.pngMinderjähriger Dänin droht harte Strafe

Eine 15-Jährige soll IS-Kontakt gehabt und Terrorabsichten geäußert haben. Im Prozess droht ihr eine jahrelange „Sicherheitsverwahrung“. Gleichaltrige, die einen Flüchtling anzündeten, kommen deutlich milder davon.

18. Mai 2017

Was wiegt schwerer vor dem Gesetz: Terrorabsichten einer 15- Jährigen mit IS-Kontakt im Internet, oder wenn 15- und 16- jährige Jungen einen gleichaltrigen Flüchtlingssohn mit Benzin angezündet und lebensgefährlich verletzt haben?Dänemarks Justiz hat da wohl keine Zweifel:

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Rezension von Margaret Atwood, “Hexensaat”

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Theaterstück im Theaterstück

Atwood erzählt Shakespeares «Sturm» mit Schwung und Stolpersteinen
Ein Roman über ein Theaterstück im Theaterstück: Margaret Atwood erzählt raffiniert, witzig und mit Schwung, aber auch mit lästigen Stolpersteinen Shakespeares «Sturm» nach. Aus dem Mailänder Herzog Prospero macht sie den kanadischen Regisseur Felix, beide Vertriebene mit Rachegelüsten.
10.05.2017, 08:00 

Das Cover von «Hexensaat», dem neuen Buch von Margaret Atwood. Foto: Knaus Verlag/dpa
Von Thomas Borchert
München (dpa) – Die Nacherzählung von Shakespeare-Theater als Roman habe ihr «großes Vergnügen» bereitet, schreibt Margaret Atwood im Abspann zu «Hexensaat». Man glaubt es ihr aufs Wort, denn vor allem Vergnügen bereitet die Lektüre dieser Version des Dramas «Sturm», wenngleich nicht ohne Stolpersteine. Der unvermindert sprudelnde Einfallsreichtum der ewigen Nobelpreisfavoritin aus Kanada, Atwoods mal entspannter, mal ätzender, dabei immer geistreicher Witz und ihr Jonglieren mit der über fast 500 Jahre mysteriös schillernden literarischen Vorlage über Täuschung, Rachsucht und Magie in der Luft machen einfach Spaß. Nur dass Lesern bei diesem Kunststück der 1939 geborenen Autorin auch die Übersicht verloren gehen kann.
Der Roman ist eine Auftragsarbeit: Acht namhafte internationale Autoren sollen je ein Shakespeare-Drama nacherzählen, demnächst kommt der norwegische Krimiautor Jo Nesbø mit «Macbeth» in Prosa. Das wird ein Psychothriller, darf man vermuten. Margaret Atwood legt sich die Latte beim weit weniger blutigen und lichteren «Sturm» ziemlich hoch. Sie stellt zwei Inszenierungen des Dramas ins Zentrum ihrer Geschichte mit dem Regisseur Felix als Hauptfigur, der zugleich Shakespeares Hauptfigur Prospero im «Sturm» sein soll, das Stück zweimal auf die Bühne bringt und selbst die Hauptrolle spielt. 
Klingt kompliziert? Ist es mit dieser Figur aber nicht: Felix sieht sich bei der ersten Inszenierung fies von seinem karrierebewussten Assistenten Tony ausgetrickst und abserviert ins Nichts. So wie Prospero bei Shakespeare als Herzog von Mailand vom machthungrigen Bruder Antonio auf eine einsame Insel vertrieben wird. Prospero schafft am Ende zusammen mit seiner Tochter Miranda und nicht ohne magische Hilfe die Rückkehr.
Bei Atwood verbringt Felix zwölf einsame Jahre als Einsiedler und hält Zwiesprache mit seiner schon lange toten Tochter Miranda. Er glaubt, er könne Miranda durch Regiearbeit wieder ins Leben zurückholen. Die Chance darauf, auf ein Comeback und auf Rache an Tony bietet sich als Regisseur von Amateurschauspielern im Knast. Bei den Proben sind nur Flüche in der Shakespeare-Sprache wie «oberlausiges Monster» gestattet, «fuck» wird streng geahndet. Ein Riesenspaß erwartet alle und auch den Leser, als der inzwischen zum Minister aufgestiegene Ex-Assistent Tony samt Anhang zur Premiere erscheint. Die Herrschaften werden vom Regisseur Felix mit allerlei Theatertricks sowie unfreiwilliger, massiver Drogeneinnahme in die Knie gezwungen. Die Magie unserer Tage.
Das hat enormen Schwung. Wie eben Shakespeare auf der Bühne. Aber doch erwarten den, der mit dem «Sturm» und dessen Personengalerie nicht vertraut ist, verwirrende und auch streckenweise ermüdende Passagen, etwa mit Diskussionen über die Figurengestaltung zwischen Regisseur und Knast-Schauspielern. Überflüssig auch, weil in Atwoods Nacherzählung allein die Hauptperson Felix alias Prospero zu echtem Leben erweckt wird. Kleiner Lesetipp: Unbedingt zuerst die viel zu diskret am Ende versteckten fünf Seiten Inhaltsangabe von Shakespeares «Sturm» lesen.
Hexensaat
Margaret Atwood: Hexensaat, Knaus Verlag, München, 314 Seiten, 19,99 Euro, ISBN: 978-3-8135-0675-4

Gotland wid aufgerüstet

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Frontstellung Gotland

Schweden rüstet die Ostseeperle auf – aus Angst vor Moskau und der eigenen Opposition

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2. Mai 2017

Von  Thomas Borchert

“Wenn Putin gegen das Baltikum losschlägt, schnappt er sich als Erstes unser Gotland.“ Das ist so ein gängiges Argument in Schweden für schleunigste Aufrüstung. Ähnlich sah es wohl US-General David Perkins bei seinem Besuch dieser Tage auf der schönen Ferieninsel unweit der Küsten von Estland, Lettland und Litauen: „Gotland ist wie ein unsinkbarer Flugzeugträger mitten in der Ostsee. Dass auf der Brücke unser guter Freund Schweden das Kommando hat, ist von großem Nutzen für uns.“ Read the rest of this entry »