Schweden
Mordserie in Malmö
Einwanderung: Es brodelt in Malmö
Von Thomas Borchert

Zwölf Morde in den vergangenen zwölf Monaten, kein einziger aufgeklärt. Fast wie bestellt vor der „Solidaritäts“-Visite des Innenministers kam dann der dreizehnte Tote: Kopfschüsse auf dem belebtesten Marktplatz von Malmö vor vielen Augenzeugen; auch Tage später kann die Polizei keine Fahndungserfolge vorweisen. Das Gefühl grundlegender Sicherheit und das Vertrauen in staatliche Garantien wird bei den 320 000 Bürgern in Schwedens drittgrößter Stadt gerade auf eine extrem harte Probe gestellt.
Schweden rüstet gegen Russland auf
Diplomatie Schweden rüstet gegen Russland
Von Thomas Borchert
Rüstet euch für den Kriegsfall“, schrieb Schwedens Zivilschutzbehörde MSB kurz vor Weihnachten an alle Gemeinden. Man möge für mehr Schutzräume sorgen und auf keinen Fall Einsatzzentralen in Berghöhlen oder Ähnliches stilllegen. Eine neue Sicherheitsstrategie wegen der Angst vor russischem Hegemoniestreben im Ostseeraum hat Ministerpräsident Stefan Löfven am Wochenende angekündigt: „Schweden verstärkt jetzt sein Militär nach vielen Jahren in die andere Richtung.“
Blind vor Prestigesucht
Von Thomas Borchert

Was kann der Stockholmer Medizin-Nobelpreis noch wert sein, wenn die Juroren schon im eigenen Alltag blind auf einen gewissenlosen Kurpfuscher hereinfallen? Vier Wochen vor der Vergabe der diesjährigen Nobelpreise hagelt es Rücktritte, Entlassungen sowie vernichtende Kritik von allen Seiten, weil das Karolinska Institut den italienischen „Starchirurgen“ Paolo Macchiariani jahrelang künstliche Luftröhren transplantieren ließ, obwohl ein Patient nach dem anderen starb und längst Alarm geschlagen war. Erst als eine TV-Dokumentation Anfang des Jahres den Tod von sechs Patienten bei acht Operationen, davon drei in Stockholm, aufdeckte, kam die Lawine ins Rollen. Der heimische Nobelpreisträger Arvid Carlsson sieht das Ergebnis als „das Schlimmste, was je in der Geschichte des Medizin-Nobelpreises passiert ist“. Der Schwedische Rundfunk kommentierte: „Das bringt das ganze Nobelsystem ins Wanken.
Die langjährige Institutschefin und Nobel-Jurorin Harriet Wallberg heuerte den Italiener 2010 an, nachdem ihn mehrere ihrer Stockholmer Fachkollegen, ebenfalls mit Sitz und Stimme in der „Nobelförsamling“, wärmstens als förderlich für das internationale Renommee von „Karolinska“ empfohlen hatten. Macchiarini, ein mediengewandter Experimental-Chirurge, wurde ohne Einstellungsgespräch oder andere zwingend vorgeschriebene Formalitäten eingestellt. Auch als die Eingriffe in Stockholm sowie in Russland durchweg fehlschlugen, reagierte die Institutsleitung auf warnende Stimmen vier eigener Ärzte nur mit Drohungen wegen „Illoyalität“.
Was dank der TV-Dokumentation ans Licht kam, ließ die ersten Warnungen wegen Unwahrheiten in Fachartikeln als harmloses Vorgeplänkel verblassen: Macchiarini hatte Patienten ohne akute Not zu der lebensgefährlichen und rein experimentellen Operation überredet. Teile seines wissenschaftlichen Lebenslaufes waren gefälscht. Schon 2012 ermittelte die italienische Polizei wegen Betrugs und Erpressung von Patienten. Am Ende machte der Chirurg auch noch Schlagzeilen als Heiratsschwindler.
Er schwatzte einer US-Journalistin die Hochzeitsfeier mit Papst Franziskus für den Ringtausch und den Ehepaaren Clinton sowie Obama als Gästen auf. Das Opfer hat es „Vanity Fair“ ausführlich geschildert. Dass er schwedischen Professoren seine „revolutionären“ Luftröhren genauso erfolgreich aufschwatzen konnte, wird dort als Ergebnis von Prestigesucht gesehen. „Die Jagd nach einem Nobelpreis für das Karolinska Institut selbst hat die Führung blind gemacht,“ schrieb „Dagens Nyheter“.
Man denke an „Catch Me If You Can“
Wer einmal mit „Meistermanipulatoren“ zu tun gehabt habe, wisse, wie leicht so etwas geht. Man denke nur an den von Leonardo di Caprio nach einer wahren Geschichte gespielten Hochstapler in „Catch Me If You Can“. Der konnte sich auch zu Jobs als Pilot und Krankenhausarzt durchschwatzen. Das ist keine gute Werbung für die 50 stimmberechtigten Nobel-Juroren vom Karolinska Institut.
Mehrere Mitglieder sind in den letzten Monaten wegen des Macchiarini-Skandals zurückgetreten. Harriet Wallberg wurde am Montag von der schwedischen Regierung als Universitätskanzlerin gefeuert. Einen Tag später bekam sie die Aufforderung zum Rücktritt aus dem Nobelgremium. Andere hoffen, mit einer freiwilligen „Auszeit“ durchzukommen.
Die beiden Mediziner, die Wallberg den italienischen Wunderchirurgen besonders ans Herz gelegt hatten, sind mit Sitz und Stimme dabei, wenn am 4. Oktober am Nobelvägan 1 in Stockholm über den diesjährigen Nobelpreis abgestimmt wird.
Asien ordert immer mehr Waffen
Von Thomas Borchert
Chinas Aufstieg als Weltmacht und der Territorialstreit im Südchinesischen Meer machen Asien mehr und mehr zur größten und gefährlich dicht gefüllten Waffenkammer der Welt. Nach neuen Erhebungen des Stockholmer Friedensforschungsinstitutes Sipri ist in den letzten fünf Jahren mit 46 Prozent fast die Hälfte der globalen Rüstungsexporte in die asiatischen Länder gegangen. Der europäische Anteil fiel im Zeitraum 2011 bis 2015 von 21 auf elf Prozent aller Importe. Durch die Aufrüstung von Golfstaaten, allen voran Saudi-Arabien, überholte die Kriegs- und Krisenregion Nahost Europa als zweitgrößten Rüstungsimporteur der Welt mit einem Anteil von 25 Prozent.
Flüchtlinge: Schwedens neue Härte
Von Thomas Borchert
Wenn der Regierungschef zum Ort eines Verbrechens mit einem einzigen Opfer eilt, muss große Politik im Spiel sein. Nach der Ermordung einer 22-jährigen Betreuerin durch einen 15 Jahre alten Flüchtling hat Schwedens Ministerpräsident Stefan Löfven im kleinen Mölndal persönlich seine Botschaft „voll großer Trauer und auch voll Zorn“ überbracht. Dienstagmorgen brachten die Zeitungen von dieser Aussage so gut wie nichts und auch über den Mord selbst verblüffend wenig.
Außenministerin in Wohnungsnot
Von Thomas Borchert
Zum Auftakt viel Beifall, aber auch Hohn für ihre „feministische Außenpolitik“, gefolgt von Frontalzusammenstößen mit den Saudis und Israel, und jetzt ein Bestechungsverdacht: Schwedens Außenministerin Margot Wallström hat in nur 15 Monaten Amtszeit fast so viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen wie sonst aus dieser Ecke Europas vorzugsweise legendäre Pop-Quartetts und Ausnahmefußballer. Die neuesten Stockholmer Schlagzeilen wegen eines zwielichtigen Wohnungsdeals haben den Bekanntheitsgrad der 60-jährigen Sozialdemokratin noch mal erhöht, ihre Spitzenstellung als souverän populärster Ministerin Schwedens aber abrupt beendet.
Reaktionen auf Köln:
Köln kann überall passieren
Von Stefan Brändle, Thomas Borchert und Sebastian Borger
Schweden
„Natürlich könnte Köln auch in Stockholm passieren“, sagt Schwedens führender Kriminologe Jerzy Sanecki. Auf die Frage nach der für ihn entscheidenden Ursache für das Ausmaß der sexuellen Übergriffe antwortet er: „Die Polizei war offenbar schlecht vorbereitet und nicht präsent. Da hat ein männlicher Mob die Macht über die Straße ergriffen. Wenn das mit Frauen in der Nähe geschieht, ist leider meistens sexuelle Gewalt dabei.“
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22. November 2015
Schweden König Gustaf will Badewannen verbieten
Von Thomas Borchert

Wenn es um den Klimaschutz geht, kennt Schwedens König Carl XVI. Gustaf kein Pardon. „Man sollte alle Badewannen verbieten. Das wäre echt mal ein Ding,“ sagte der 69- jährige im Sonntags-Interview mit „Svenska Dagbladet“. Das Blatt wollte dem Regenten vor seiner Reise zur feierlichen Eröffnung des Pariser Klimagipfels diese Woche ganz persönlich auf den Zahn fühlen, wie er es mit den vier großen Klima-„B“ im Schwedischen hält: „Bil“ für Auto, „biffen“ für den Fleischverzehr, „bostaden“ fürs Wohnen und „börsen“ für sein Investitionsverhalten.
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