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22. November 2015
Schweden König Gustaf will Badewannen verbieten
Von Thomas Borchert

Wenn es um den Klimaschutz geht, kennt Schwedens König Carl XVI. Gustaf kein Pardon. „Man sollte alle Badewannen verbieten. Das wäre echt mal ein Ding,“ sagte der 69- jährige im Sonntags-Interview mit „Svenska Dagbladet“. Das Blatt wollte dem Regenten vor seiner Reise zur feierlichen Eröffnung des Pariser Klimagipfels diese Woche ganz persönlich auf den Zahn fühlen, wie er es mit den vier großen Klima-„B“ im Schwedischen hält: „Bil“ für Auto, „biffen“ für den Fleischverzehr, „bostaden“ fürs Wohnen und „börsen“ für sein Investitionsverhalten.
„Wie aus dem Nichts“, so die Interviewerin, fiel dem Gatten von Königin Silvia erst mal ein anderes Klimaproblem mit B ein: Eben die Badewanne, in des Monarchen Muttersprache „badkaret“. Gerade erst am Vortag habe der König „das Morgenritual an einem Ort ohne Dusche durchführen müssen und war deshalb zum Befüllen einer Badewanne gezwungen“. Seine Eindrücke dabei schilderte Carl Gustaf so: „Da ging eine große Menge Frischwasser hinein, und es kostete eine Menge Energie. Mit enormer Kraft traf mich die Erkenntnis, dass es nicht besonders intelligent war, was ich hier tun musste. Ich schämte mich faktisch, dieses Gefühl war schon da.“
Wo genau der König dem ungewohnten Frischwasser- sowie Gefühlsbad ausgesetzt wurde, verriet das Interview nicht. Auch wollte Carl Gustaf wohl nicht allen immer noch ohne Gewissensbisse in Badewannen sitzenden Untertanen den Spaß verderben. Er fügte am Ende an, seine Forderung sei „natürlich auch ein bisschen mit Augenzwinkern“ gemeint.
Besser Badewannen verbieten
Vielleicht schwante dem König hier, dass er bei seinen Antworten auf die anderen Fragen zu „B“ auch auf ein bisschen Augenzwinkern anderer angewiesen sein könnte. So musste unausweichlich die Frage kommen: „Haben Ihre Majestät nicht zu viele Autos?“ Davon ließ sich der Herr über einen stattlichen Fuhrpark und ausgewiesene Freund schnittiger Sportwagen nicht aus der Fassung bringen: „Nein, ich benutze ja immer nur jeweils eins“. Außerdem absolviere er den Weg von der Residenz Drottningholm zum Königsschloss in Stockholm täglich in einem Hybridauto: „In die Stadt bin ich also immer elektrisch unterwegs.“
Auch die Frage nach „umweltfreundlichen Investitionen“ aus seinem Vermögen beantwortete der Interviewte mit einer, wie soll man sagen, gewissen Eleganz: „Drehen wir‘s mal um und sagen, dass wir keine unfreundlichen machen.“ Weil das so gut lief und die Reporterin, wie es sich bei einem Monarchen gehört, keine impertinenten Nachfragen stellte, blieb Carl Gustaf bei seinem Erfolgsrezept. Wie er sich in Sachen weniger Fleischverzehr verhalte? Kein Problem: „Persönlich esse ich weniger Fleisch.“ Andererseits sei ja bekannt, dass er als aktiver Landwirt „auch Qualitätsfleisch“ produzieren lasse. Gerade als man damit in Småland begonnen habe, „kam die Fleischdebatte in Gang“. Das richtige Timing ist auch für Könige nicht immer leicht.
Bleibt der Kampf um umweltverträgliches Wohnen in diversen Sommer,- Winter-, Arbeits- und Erholungsresidenzen mit mehr LED-Lampen und der Heizung und so: „Wir arbeiten hier im Schloss daran. Also nicht ich, sondern die Verwaltung. Energiesparen ist keine leichte Sache in alten Häusern.“
Wie das Klimaengagement des Königs begonnen habe, wollte „Svenska Dagbladet“ auch noch wissen. Hier antwortete Carl XVI. Gustaf ganz geradeaus: „Wann hat noch mal Al Gore angefangen? Da wollte ich diese Fragen gerade nach vorn bringen. Aber er war schneller. Und vielleicht auch als Vortragsredner besser gerüstet.“