Nytter det noget ikke at tale om det forkerte partnervalg herhjemme?Arkivtegning: Rasmus Sand Høyer
23.5.2019
Deutsche Übersetzung:
Frederiksen sollte ihren Wählern schleunigst erklären, wie sie ohne DF-Doping klarkommen will
Beim freundlichen TV2-Pingpong zwischen Mette Frederiksen und Lars Løkke Rassmusen am Sonntag hab ich hin und wieder rübergezappt zu den News in meiner Muttersprache. Es kam dauernd Neues aus Wien über die Videos mit dem österreichischen Vizekanzler Strache, wie er kurz vor Wahlen blau sowie verschwitzt Gangstergeschäfte mit einer jungen Russin anbahnt. Sein halbeses Land einschließlich Pressefreiheit will er zum eigenen Vorteil verhökern. Aber seltsam: Lars Løkke blieb für mich mit im Bild, obwohl ich doch von ihm weggeschaltet hatte. Und als die Hamburger „Tagesschau“, eine altmodische Nachrichtensendung ohne schreiende Moderatoren, Bilder von der Mailänder EU-Wahlkundgebung mit den den supernationalistischen Stimmenfängern Salvini, Le Pen, Wilders und dem deutschen AfD-Chef Meuthen zeigte, stand vor meinem inneren Auge Mette Frederiksen neben ihnen.
Die Erklärung können wir kurz halten: Vis mig dine venner og jeg skal sige dig hvem du er. Lars Løkke und seine Ausländerministerin schwärmen von ihrer Zusammenarbeit mit der österreichischen Regierung, seit Strache 2016 zu Ministerehren kam. Støjberg hat in Wien eine gemeinsame „Vision für ein besseres Asylsystem““ mit Straches Parteifreund Herbert Kickl als Innenminister präsentiert. Ein ausgeprägter Putin-Fan, der gern vor den ganz harten Rechtsradikalen aufgetreten und nun nach dem Ibiza-Video als Sicherheitsrisiko für sein Land auch gefeuert ist.
Mette Frederiksen erneuerte im TV2-„Duell“ ihren bedingungslosen Schwur auf die von Dansk Folkeparti seit zwei Jahrzehnten diktierte dänische Ausländerpolitik. Sie legte sogar noch ein Schippe drauf: Lieber nicht statsminister sein als diese Politik aufweichen. Nur ein paar Stunden vorher stand DF-Europakandidat Anders Vistisen neben Le Pen, Wilders und Gastgeber Salvini auf einer Tribüne im verregneten Mailand. Strache fehlte mit guter Entschuldigung. Vistisen pries hier den italienischen Innenminister als Führer einer „europäischen Revolution“, der „nach Merkel, Juncker und Mr. Macron aufräumt“. Auch fand er es „spannend“, dass Salvini sich mit überschwänglichem Lob für die dänische Ausländerpolitik revanchierte. Selbstlos reichte er es an die sicher künftige Ministerpräsidentin in Kopenhagen weiter: „Die Politik der dänischen Sozialdemokraten ist ja härter als bei denen, mit denen ich auf der Bühne stand.“ Frederiksen noch über Salvini!
Man konnte gut verstehen, dass beide Spitzenkandidaten im TV-Studio auf der schönen Insel Fünen all dies ausblendeten. Extrem peinliche Freunde im Ausland, und wer spricht schon gern über den extrem peinlichen Fehlgriff bei der Partnerwahl daheim? Mit der sich abzeichnenden Halbierung der DF-Stimmenzahl kommt da vor allem auf Frederiksen als Wahlsiegerin harte Arbeit zu, will sie nicht das Schicksal von Bjarne Riis als Tour-Sieger mit total ruiniertem Ruf erleiden. Bei ihrem Duell mit Løkke und DF als Tabuthema fiel mir der traurige Film „Tavshedens pris“ über diesen tief gestürzten Helden ein. Bjarne hatte einfach viel zu lange zu seinem Epo-Doping geschwiegen. Mette muss sich nach den Umfragen darauf einstellen, dass das DF-Doping nicht mehr wirkt. Wird sie ohne zurechtkommen? Und müsste sie das den Wählern nicht schon jetzt das Wie erklären? Frage ich mit dänischen Umfragen vor Augen sowie Wien und Mailand im Hinterkopf.
Valgobservatør: Thomas Borchert, (f. 1952) tysk korrespondent, bosat i København, på Falster og en smule i Berlin. Han skriver for Frankfurter Rundschau og er forfatter til en bog med titlen ”Gebrauchsanweisung für Dänemark”. Som observatør har han oplevet danske valgkampe siden 1984. Han er mest interesseret i, hvordan der kan blive plads til andre temaer end udlændingepolitik som klima, bolignød, social ulighed og bevarelsen af demokrati i et splittet Europa.