Schwedendemokraten: Nazi-Vergangenheit in der Waschmaschine

18.07.2022
Von Thomas Borchert

Die Schwedendemokraten legen kurz vor der Wahl ein Weißbuch zu ihren Nazi-Wurzeln offen.
Gibt es etwas über die Schwedendemokraten (SD) als drittstärkster Kraft im Stockholmer Reichstag zu berichten, fehlt in ausländischen Medien praktisch nie der Hinweis „aus Nazi-Wurzeln entstanden“. Wenige Wochen vor dem Wahltermin in Schweden hat sich die Rechtspartei jetzt diese Einstufung von einem Experten in einem von ihr selbst in Auftrag gegebenen Weißbuch bestätigen lassen.
Bei der Gründung 1988, so ermittelte der Historiker Tony Gustavsson, kam fast die Hälfte der treibenden Kräfte aus Nazi-Gruppen oder von Skinheads sowie ausgeprägt rassistischen Kampforganisationen wie „Bewahrt Schweden schwedisch“ (BSS). „Es findet sich eine organisatorische, stark ausgeprägte Kontinuität zwischen BSS und SD“, fasst Gustavsson seine Forschungsergebnisse von der Gründungsphase der Partei zusammen.
Schwedendemokraten arbeiten ihre Nazi-Vergangenheit mit einem Weißbuch auf
Drei Jahrzehnte später hat sie Umfragen zufolge gute Aussichten, nach den Wahlen am 11. September mit knapp 20 Prozent ins Regierungslager aufzurücken. Der konservative Oppositionschef Ulf Kristersson will mit SD-Hilfe als Mehrheitsbeschafferin die Sozialdemokratin Magdalena Andersson ablösen. Seine „Moderaten“ liegen mit dem kleinen christdemokratischen Partner, den noch etwas wackligen Liberalen plus SD knapp vor Anderssons Mitte-links-Lager mit Grünen, Linkspartei und Zentrum. Sollten die schwächelnden Grünen auch am Wahltag unter der Vierprozent-Sperrklausel bleiben und die Liberalen darüber, ist der Weg frei für SD als Königsmacher.