SIPRI: Corona lässt Rüstungskonzerne kalt

Posted on Updated on

06.12.2021 17:16

Rüstungsexporte

„Waffenproduktion weitgehend robust“: Kein Corona-Knick bei Rüstungskonzernen

  • Von Thomas Borchert,

Auch in der Pandemie steigen die Umsätze der Rüstungsindustrie. Das berichtet das Friedensforschungsinstitut Sipri – auch ein deutsches Unternehmen wächst demzufolge.

Den seit Jahren boomenden Rüstungskonzernen hat das Coronavirus bisher kaum wehgetan. „Die weltweite Waffenproduktion war weitgehend robust gegen den Schock der Covid-19-Pandemie und dem daraus resultierenden wirtschaftlichen Abschwung“, schreibt das Friedensforschungsinstitut Sipri in seinem am Montag veröffentlichten Jahresbericht. Während die Weltwirtschaft 2020 insgesamt um 3,1 Prozent geschrumpft sei, hätten die 100 größten Waffenschmieden der Welt ihre Geschäfte um 1,3 Prozent ausgeweitet. Seit 2015 mit fünf Jahren ununterbrochenen Wachstums haben sie ihren Umsatz damit um 17 Prozent auf jetzt 531 Milliarden Dollar (479 Milliarden Euro) gesteigert.

Das „Stockholm International Peace Research Institute“ nennt als wichtigste Gründe für das Ausbleiben eines nennenswerten Knicks durch Corona: Die Rüstungshersteller profitieren wie andere Branchen von expansiver staatlicher Ausgabenpolitik. Darüber hinaus hätten einige Staaten spezifische Schutzmaßnahmen für die heimische Rüstungsindustrie wie beschleunigte Zahlungen und Zusatzaufträge verfügt. Hinzu kommt die mehrjährige Auswirkung von militärischen Großaufträgen aus der Zeit vor der Pandemie.

So konnte Lockheed Martin in den USA als klar größter Rüstungskonzern der Welt und ohne nennenswerte zivile Produktion mit 7,7 Prozent 2020 das höchste Plus erwirtschaften. Als auffallend konstatieren die Friedensforscher, dass Mischunternehmen im vergangenen Jahr den militärischen Anteil ihre Produktpalette gesteigert und den zivilen gesenkt hätten. So hatte Boeing als zweitgrößter Rüstungskonzern 2019 einen Anteil von 44 Prozent Rüstungsverkäufen im Vergleich zu 55 Prozent ein Jahr später angesichts der katastrophalen Auswirkungen der Pandemie auf die zivile Luftfahrt.

Inzwischen hat auch die Rüstungsbranche mit Problemen bei den Lieferketten zu kämpfen. „Möglicherweise wird sich das bei den Waffenverkäufen für 2021 auswirken,“ sagt Lucie Béraud-Sudreau, die Leiterin des Sipri-Forschungsprogramms. Sie verweist auf entsprechende Ankündigungen von Lockheed Martin.

Auf der Rangliste mit den 100 Top-Konzernen zeigen die ersten fünf Plätze für die USA die nach wie vor klare Führungsrolle des Landes beim Geschäft mit der Rüstung. China holt auch hier mit drei Staatsunternehmen unter den zehn größten der Branche auf, während die Rolle Russlands zusehends schrumpft. Der Absatz der neun größten Rüstungsunternehmen unter Moskauer Kontrolle ging 2020 um 6,5 Prozent zurück. Die US-Konkurrenten steigerten ihren um 1,9 und die chinesische um 1,5 Prozent.

Laut Sipri haben Russlands Rüstungskonzerne nach drei Jahren mit Pfeil nach unten in Folge 2020 auch stärker als andere mit coronabedingten Lieferschwierigkeiten zu kämpfen gehabt. Béraud-Sudreau meint zu den Gründen für diesen Abwärtstrend: „Die russischen Rüstungskonzerne setzen eine Regierungsleitlinie um, wonach ihre Produktion stärker diversifiziert und zivil ausgerichtet werden soll.“ Ziel sei ein Anteil ziviler Produkte von 30 Prozent bis 2025 und 50 Prozent bis 2030. In die andere Richtung könnten sich die derzeit steigenden Rüstungsausgaben im eigenen Land und die bevorstehende Lieferung des Luftabwehrsystems S-400 an Indien auswirken.

Europa ist unter den Top Ten nur mit dem britischen Konzern BAE Systems vertreten. Dieser so gut wie ausschließlich mit Rüstungsprodukten handelnde Konzern verbuchte im Corona-Jahr 2020 ein Umsatzplus von 6,6 Prozent. Das europäische Gemeinschaftsunternehmen Airbus legte bei seinen militärischen Produkten um 5,7 Prozent zu.

Als größte deutsche Waffenschmiede kletterte Rheinmetall vom 32. auf den 27. Platz der Sipri-Rangliste mit einem Zuwachs um 5,7 Prozent. Hintergrund ist nach den Sipri-Angaben die Lieferung von Radpanzern an Australien sowie Transportfahrzeugen an die Bundeswehr. Bei Rheinmetall stieg der Anteil der militärischen Produktion im letzten Jahr von 56 auf 63 Prozent.

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