Alternativer Nobelpreis Menschenrechtler aus Saudi-Arabien geehrt
Unter den Empfängern des Alternativen Nobelpreises sind erstmals drei Saudis. Die Menschenrechtler werden in ihrem Heimatland geächtet – so wie auch die Ehrenpreisträgerin.
24. Sept. 2018

Sie sollen zeigen, dass es trotz der Flut entmutigender Schlagzeilen über Umweltzerstörung, Demokratieabbau, Nationalismus und globale Raffgier auch anders geht: Die Alternativen Nobelpreise gehen in diesem Jahr an drei Menschenrechtler aus Saudi-Arabien sowie einen afrikanischen Bauern und einen australischen Agrarwissenschaftler für ihre nachhaltig funktionierenden Konzepte. Sie teilen sich die Preissumme der Stockholmer Stiftung Right Livelihood Award von umgerechnet 290 000 Euro. Den nicht dotierten Ehrenpreis bekommt eine erfolgreiche Korruptionsjägerin aus Guatemala zusammen mit ihrem kolumbianischen Mitstreiter.
Die saudi-arabischen Menschenrechtler Abdullah al-Hamid, Mohammad Fahad al-Kahtani und Waleed Abu al-Chair sind für ihren Einsatz zur Demokratisierung des totalitären Herrschaftssystems zu Haftstrafen zwischen zehn und 15 Jahren verurteilt worden und sitzen im Gefängnis. Abu al-Chair hat vor allem prominente saudische Aktivisten juristisch vertreten und ist Gründer der inzwischen verbotenen Menschenrechtsorganisation Monitor of Human Rights in Saudi Arabia (MHRSA).
Al-Hamid und al-Kahtani haben die Saudi Civil and Political Rights Association (Acpra) ins Leben gerufen, die ebenfalls verboten ist. Zur Preisvergabe hieß es, ihr „visionärer und integrativer Ansatz zur Gestaltung einer positiven Zukunft für das Land“ sei für viele Menschen in Saudi-Arabien und der gesamten Golfregion „eine große Quelle der Hoffnung und Inspiration“.
Bei der Bekanntgabe sagte der Direktor der Stiftung Right Livelihood, Ole von Uexküll: „Es ist beschämend, zu sehen, dass sich selbst demokratisch gewählte Politiker anderer Länder an die Seite der repressiven saudischen Herrscherfamilie stellen, anstatt die mutigen Reformer zu unterstützen, die für Demokratie und Gleichheit in Saudi-Arabien einstehen.“
Für erfolgreiche, die Umwelt bewahrende landwirtschaftliche Konzepte zeichnete die internationale Jury gemeinsam mit dem Bauern Yacouba Sawadogo aus Burkina Faso den australischen Agrarwissenschaftler Tony Rinaudo aus. Seine Methode gegen die extreme Entwaldung habe allein in Niger nach den Angaben der Right-Livelihood-Stiftung 200 Millionen Bäume auf fünf Millionen Hektar Land zu neuem Wachstum gebracht. Dadurch verbesserten sich die Lebensbedingungen für 2,5 Millionen Menschen markant.
Die frühere Generalstaatsanwältin von Guatemala Thelma Aldana und der kolumbianische Jurist Iván Velásquez erhalten den Alternativen Nobelpreis in diesem Jahr, weil sie, so die Stockholmer Stiftung, „gemeinsam eine der erfolgreichsten Anti-Korruptionsbemühungen der Welt geleitet haben“. Beide führten von 2013 beziehungsweise 2014 an die Internationale Kommission gegen Straffreiheit in Guatemala. Nach einer Vereinbarung zwischen der Regierung des mittelamerikanischen Landes und den Vereinten Nationen nutzten sie deren Möglichkeit zu weitgehender Entlarvung und strafrechtlicher Verfolgung krimineller korrupter Netzwerke. Das führte 2015 auch zur Festnahme des damals amtierenden Staatspräsidenten Otto Pérez Melina und von dessen Stellvertreterin Roxanna Baldetti.
Erzwungenes Leben im Exil
Thelma Aldana muss seit Ablauf ihrer Amtszeit als Generalstaatsanwältin aus Sicherheitsgründen außerhalb von Guatemala leben. Dem Kolumbianer Velásquez hat der derzeitige Staatspräsident Jimmy Morales Anfang dieses Monats die Einreise in das mittelamerikanische Land verboten. Von Uexküll forderte Morales auf, „diese guatemaltekische Erfolgsgeschichte nicht zu beenden“.
Die Alternativen Nobelpreise werden seit 1980 von einer internationalen Jury vergeben. Vorsitzende ist Monika Griefahn, Mitbegründerin von Greenpeace Deutschland und frühere niedersächsische Umweltministerin sowie SPD-Bundestagsabgeordnete. Verliehen werden die Auszeichnungen am 23. November in Stockholm.