Trump, Putin und Erdogan lassen Rüstungskonzerne aufblühen
Sipri-Bericht: USA dominieren das globale Waffengeschäft
Der Umsatz der 100 größten Rüstungsproduzenten steigt weltweit auf fast 400 Milliarden Dollar. Die USA stellen fünf der weltweit zehn größten Rüstungskonzerne.
10. Dezember 2018

Der aggressive Kurs von Staatenlenkern wie Donald Trump, Wladimir Putin und Recep Tayyip Erdogan füllt die Auftragsbücher der Rüstungskonzerne. Nach der neuen Zusammenstellung des Friedensforschungsinstituts Sipri (Stockholm International Peace Research Institute) ist der Umsatz der 100 größten Waffenschmieden der Welt 2017 um 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Das ist das dritte Plus in Folge. Seit 2002 wuchs der Umsatz um 44 Prozent auf 398 Milliarden Dollar (350 Milliarden Euro) im vergangenen Jahr. Auch die deutschen Unternehmen legten kräftig zu.
„US-Unternehmen profitieren sehr direkt von der derzeitigen Nachfrage aus ihrem Verteidigungsministerium“, kommentierte Sipri-Expertin Aude Fleurant die Dominanz der Vereinigten Staaten im globalen Waffengeschäft. Sie stellen fünf der weltweit zehn größten Rüstungskonzerne mit dem unangefochtenen Branchenführer Lockheed Martin an der Spitze.
Allein dieser Riese wuchs 2017 um 8,3 Prozent durch Lieferung von F-35 Kampfjets, Raketen- sowie Raketenabwehrsystemen und des Aegis-Kampfsystems zur See auf 44,9 Milliarden Dollar
Das ist für sich allein immer noch mehr als der Umsatz der zehn führenden russischen Rüstungshersteller zusammen. Diese kamen laut Sipri im vergangenen Jahr auf einen Umsatz von 37,7 Milliarden Dollar. Zu dem im Vergleich zu den USA kräftigeren Wachstum in Höhe von 8,5 Prozent hieß es ergänzend aus Stockholm: „Schon seit 2011 gibt es hier fortlaufend Zuwachs.“ Als Hintergrund nannte das Institut die anhaltenden russischen Anstrengungen, das eigene Militär zu modernisieren. Der Staatskonzern Almaz-Antey schaffte als erstes Unternehmen Russlands überhaupt den Sprung unter die ersten Zehn weltweit mit einem Umsatzplus von 17 Prozent auf 8,6 Milliarden Dollar.
Mit 24 Prozent noch stärker gewachsen sind die Rüstungskonzerne in der Türkei, das Sipri neben Brasilien und Indien als „aufstrebenden Staat“ im Rüstungsgeschäft einordnet. „Das spiegelt neben einem wachsenden Bedarf an Waffen auch den Wunsch nach mehr Unabhängigkeit von ausländischen Lieferanten wider,“ meinte der Sipri-Experte Pieter Wezeman.
Erneut keine Zahlen konnte das Institut zur Entwicklung in China vorlegen, weil die zugänglichen Daten keine verlässlichen Schätzungen zulassen. Immerhin benannte das Institut drei chinesische Rüstungskonzerne als wahrscheinlich zu den zehn größten Waffenschmieden der Welt gehörend: Avic, Norinco und CETC bewegen sich danach mit einem Umsatz von zusammen knapp 50 Milliarden Dollar schon in den Größenordnungen der bisher einsam führenden US-Rüstungschmieden sowie des größten europäischen Konzerns BAE Systems.
Die vier deutschen Rüstungsunternehmen unter den globalen Top 100 haben 2017 um zehn Prozent auf einen Umsatz von 8,3 Milliarden Dollar zugelegt. Krauss-Maffei Wegmann (KMW), weltweit die Nummer 56, trug dazu entscheidend bei, weil die Nachfrage nach neuen gepanzerten Fahrzeugen aus der Bundeswehr und Panzerlieferungen an Katar ein Plus von 61 Prozent gegenüber 2016 brachten. Neben Rheinmetall und ThyssenKrupp erschien neu auf der Sipri-Liste der deutsche Hensoldt-Konzern. Er wurde 2017 als Elektroniksparte aus dem Rüstungsgeschäft des europäischen Airbus-Verbundes ausgegliedert.
Die Präsidentin von Brot für die Welt, Cornelia Füllkrug-Weizel, bezeichnete die weltweite Steigerung der Rüstungsproduktion in der „Osnabrücker Zeitung“ als „Skandal angesichts der Tatsache, dass Kriege und Konflikte – neben dem Klimawandel – als die größten Armutstreiber weltweit gelten“. Der außenpolitische Sprecher der Grünen, Omid Nouripour, betonte, die Zahlen von Sipri seien auch deshalb so beunruhigend, „weil sie mit einer Erosion multilateraler Strukturen einhergehen“.