Alternative Nobelpreise 2017

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Alternativer Nobelpreis für Journalistin und Anwälte

Auszeichnung für Weltverbesserer: Der Alternative Nobelpreis wird an die Journalistin Khadija Ismayilova und die beiden Menschenrechtsanwälte Colin Gonsalves und Yetnebersh Nigussie vergeben.

27.9.2017

https://i0.wp.com/static3.fr.de/storage/image/8/0/1/5/1005108_928x522_1pOCkI_9KHVHh.jpgAusgezeichnet: die aserbaidschanische Journalistin Khadija Ismayilova. Foto: Aziz Karimli

Die Journalistin Khadija Ismayilova erhält für die mutige und ausdauernde Enthüllung von Korruption an der Staatsspitze ihres Heimatlands Aserbaidschan den Alternativen Nobelpreis 2017. Wie die Stiftung „Right Livelihood Award“ in Stockholm mitteilte, teilt sich die 41-Jährige die Auszeichnung mit drei Juristen: Der indische Anwalt Colin Gonsalves und seine Kollegin Yetnebersh Nigussie aus Äthiopien werden für ihren Einsatz als Menschenrechtler sowie der US-Amerikaner Robert Bilott als Umweltanwalt ausgezeichnet.

Ismayilova hat durch hartnäckige Recherche, unterbrochen auch von anderthalb Jahren Haft, hemmungslose Korruption in der Familie und dem Umfeld des aserbaidschanischen Staatschefs Ilcham Alijew aufgedeckt. Ans Licht brachte sie seit 2009 unter anderem, dass die Alijews durch Bestechung wahrscheinlich mehrerer westeuropäischer Parlamentarier einen kritischen Bericht des Europarates über die Lage politischer Gefangener in ihrem Land verhindern konnten. Der italienische Abgeordnete Luca Volonte kommt in Mailand vor Gericht, weil er 2,4 Millionen Euro angenommen haben soll.

Ismayilova berichtete auch über Korruption zum Vorteil der Alijews bei pompösen Bauvorhaben für den Eurovision Song Contest 2012 in Baku.

In Schweden, dem Ursprungsland der 1980 gestifteten Alternativen Nobelpreise, wird auf der Basis von Ismayilovas Artikeln gegen den größten skandinavischen Telekonzern Telia Sonora ermittelt. Er hat die Überweisung von 600 Millionen Euro für den Kauf des heimischen Unternehmens Azercell an „nicht eindeutig bekannte Quellen“ eingeräumt, die wahrscheinlich an die Alijew-Familie geflossen sind. Neben Haft und Ausreiseverbot hatte die Journalistin Terror durch Verbreitung intimer Fotos und Videos aus ihrer Wohnung durchzustehen, die unter Beteiligung der staatlichen Telecom-Gesellschaft entstanden und in staatlichen Medien verbreitet wurden.

Ole von Uexküll, Direktor der Stiftung für die offiziell „Right Livelihoods Awards“ genannten Preise, sagt: „Dank Ismayilovas Arbeit als einer der mutigsten und fähigsten Journalistinnen ihrer Generation wissen wir jetzt, wie tief europäische Politiker und Unternehmen in Korruption und Bestechung in Aserbaidschan verwickelt sind.“

Außerdem wird der indische Anwalt Colin Gonsalves (65) ausgezeichnet, der bis in die höchsten Instanzen für die Menschenrechte Unterprivilegierter gefochten hat. Als einen besonders großen Erfolg nennt die Stockholmer Stiftung ein Urteil des indischen Supreme Court zum „Recht auf Nahrung“, das allen Schulkindern eine kostenlose Mahlzeit in der Schule und 400 Millionen der ärmsten Inder subventioniertes Saatgut verschaffte. Gonsalves, Gründer des HRLN-Netzwerkes von Menschenrechtsanwälten, konnte zuletzt auch die Aufhebung der Immunität von Armee-Angehörigen vor Strafverfolgung durchsetzen. Dies gilt als wichtigster Grund für den Rückgang von Exekutionen ohne Gerichtsverfahren im Nordosten Indiens.

Ebenfalls als Anwältin für die Menschenrechte arbeitet die Äthiopierin Yetnebersh Nigussie. Die 34-Jährige ist seit ihrem fünften Lebensjahr blind und setzt sich, so hieß es in Stockholm über ihre Auszeichnung, „furchtlos für die Rechte von Frauen und Mädchen sowie eine inklusive Erziehung ein“. Letzteres umfasse vor allem auch Menschen mit Behinderungen, für deren Rechte die Juristin national und international arbeitet. „Nigussie ist ein glänzender Stern der Hoffnung, nicht nur für mehr als eine Milliarde Menschen mit einer Behinderung,“ sagte Stiftungsdirektor von Uexküll.

Der vierte, nicht dotierte Ehrenpreis geht an den US-Juristen Robert Bilott „als einer der weltbesten Umweltanwälte“. Bilott (52) deckte unter anderem eine chemische Verschmutzung von Trinkwasser über zwei Jahrzehnte auf, setzte Entschädigungen für die Opfer durch und ermöglichte mit seinem Einsatz eine effektivere Regulierung gefährlicher Chemikalien. Kontrahent war dabei der Weltkonzern DuPont

 

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