Eheliche Untreue kostet schwedischen Bischof das Amt
So gingen im letzten November sieben Anzeigen von Pastor:innen gegen ihren Chef, den Bischof, wegen außerehelicher Aktivitäten ein: Er habe über längere Zeit eine Affäre mit einer Mitarbeiterin gehabt. Dass das die höchste Alarmstufe bedeutete, erkannte Petersson sofort und reichte zeitgleich eine Selbstanzeige ein. Vermutlich als Zeichen von Einsicht und Reue.
Gerettet hat ihn das nicht. Der Kontrollrat schrieb in seiner Begründung nach zweieinhalb Monaten Prüfungszeit bis zur dann aber blitzschnellen Amtsenthebung: „Der Bischof hat mit seinem Handeln sein Weihegelübde gebrochen und in erheblichem Maß dem Ansehen geschadet, das ein Bischof haben sollte.“
„Kontrolle ist wichtig“
Geweiht hatte ihn vor drei Jahren Erzbischöfin Antje Jackelén als Oberhaupt von „Svenska Kyrkan“, bis zum Jahr 2000 Staatskirche im größten Land Skandinaviens. Jetzt musste die gebürtige Nordrhein-Westfälin, die nach dem Theologiestudium zur Schwedin wurde, in Visby die Entlassung erklären. „Voller Schmerz und Trauer“ sei das, weil ein Kollege betroffen sei, eine Familie, ein Stift und die ganze Kirche. Aber eben auch: „Es ist schon wichtig, dass wir ein funktionierendes Kontrollsystem haben, mit dem Bischöfe zu Verantwortung gezogen werden können.“ Auf die Frage, ob heutzutage eheliche Untreue wirklich mit dem Bischofsamt unvereinbar sein könne, verwies Jackelén darauf, dass es hier um „ein paar Jahre“ und überdies die Beziehung zu einer Mitarbeiterin gegangen sei.
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Sie wirkte kreuzunglücklich, als sie kurz vor ihrer Pensionierung die erste Amtsenthebung eines Bischofs seit der Trennung von Staat und Kirche im Jahr 2000 ausgerechnet mit „Ehebruch“ zu erklären hatte. Jackelén hat sich als erste Frau an der Spitze von Svenska Kyrkan in acht Jahren einen Namen als moderne, der auch innerhalb ihrer Kirche starken MeToo-Bewegung positiv gegenüberstehenden Gottesfrau gemacht.
Unter den immer noch rund 5,7 Millionen Menschen in Schweden, die dieser Kirche angehören – bei knapp zehn Millionen Gesamtbevölkerung also die Hälfte – gehört eheliche Treue ganz bestimmt nicht mehr zu den vollkommen unverzichtbaren Tugenden von Diakon:innen, Pastor:innen und Bischöf:innen. Umgekehrt führt auch das überall verbreitete Klischee von den sexuell vollkommen frei in alle Richtungen aktiven Schwedinnen und Schweden zu falschen Annahmen.
Klischee der Freizügigkeit
Zur Verbreitung des Klischees wie kein Zweiter beigetragen hat mit seinen Filmen der geniale Regisseur Ingmar Bergman, der 2007 auf der Gotland vorgelagerten Insel Fårö starb. Bergman wird als eine Art kulturelle Nationalikone verehrt und war zeitlebens das vollkommene Gegenteil eines treuen Ehemanns. Er hatte mit fünf Ehefrauen acht Kinder sowie außerehelich ein weiteres. Zu seiner Geschichte gehört aber auch, dass der Pastorensohn sich bis zu seinem Tod unerlöst mit den großen religiösen Fragen um Schuld und Sühne herumschlug.