Je mehr Rüstung gekauft wird, umso wahrscheinlicher sind Kriege

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Kampfflugzeuge verkaufen sich am besten.

Sipri-Erhebung

Rüstungsexporte steigen stark an

  • vonThomas Borchert

Die weltweiten Rüstungslieferungen in Krisenregionen des Nahen Ostens haben sich fast verdoppelt. Die USA verkaufen am meisten.

Um fast ein Viertel sind die weltweiten Rüstungsexporte gegenüber dem vorangegangenen Jahrzehnt in die Höhe geklettert. Nach neuen Erhebungen des Stockholmer Friedensforschungsinstitutes Sipri haben die Waffenlieferanten aus den USA, Russland sowie auch den EU-Ländern einschließlich Deutschlands dabei vor allem die Kriegs- und Krisenherde in Nahost mit immer größeren Waffenlieferungen versorgt. Bei einem Plus von 87 Prozent in den Jahren 2014-18 gegenüber 2009-13 wurden die Exporte in diese Region innerhalb eines Jahrzehnts fast verdoppelt.

Weltweit betrug die Steigerungsrate 7,8 Prozent und verglichen mit dem Zeitraum 2004-2008 gar 23 Prozent. Ihre souveräne Spitzenposition im Rüstungsgeschäft haben die Vereinigten Staaten auch schon unter dem Friedensnobelpreisträger Barack Obama im Weißen Haus zielstrebig ausgebaut. Sie steigerten die Rüstungsexporte von 2009-13 auf 2014-18 um 29 Prozent und ihren Weltmarktanteil von 30 auf 36 Prozent. 52 Prozent aller Rüstungsimporte in Nahost waren in den letzten vier Jahren „Made in USA“. Das bescherte den Lieferanten aus diesem Land eine Steigerungsrate von 134 Prozent.

Verkaufshit waren und sind dabei vor allem Kampfflugzeuge, die in Dollar etwas mehr als die Hälfte aller US-Rüstungsgeschäfte ausmachen. Ende letzten Jahres waren bei Lockheed Martin, dem größten Rüstungskonzern der Welt, und den anderen Herstellern im eigenen Land 891 Kampfflugzeuge aus aller Welt bestellt.

Die Bombenlast aus US-Jets wird unter anderem von saudi-arabischen Piloten beim Krieg im Jemen abgeworfen. Dort sind laut dem UN-Kinderhilfswerk (Unicef) sieben Millionen Kinder vom Hungertod bedroht, die Hälfte der Bevölkerung ist von sauberem Trinkwasser abgeschnitten. Saudi-Arabien ist laut Sipri mit zwölf Prozent Weltmarktanteil der größte Importeur von Rüstungsgütern auf der Welt. Seit Beginn des Krieges im Jemen 2014 haben sich diese Einfuhren um 192 Prozent gesteigert. Nach den USA sind Großbritannien und Frankreich die wichtigsten Lieferanten.

Pieter Wezeman, Nahost-Experte von Sipri, sagt zum befristeten deutschen Verbot von Waffenlieferungen an Saudi-Arabien: „Deutschland war hier schon immer restriktiver als andere europäische Länder.“ Vor dem Hintergrund des Krieges in Jemen hat Berlin nach der Ermordung des saudischen Journalisten Jamal Khashoggi 2018 Waffenlieferungen an die Saudis komplett, allerdings auch befristet verboten.

Insgesamt steigerten die deutschen Rüstungskonzerne ihre Exporte im letzten Vierjahreszeitraum um 13 Prozent und liegen damit auf dem vierten Platz dieser „Weltrangliste“ hinter Frankreich und vor China. Wichtigste Abnehmer sind Südkorea, Griechenland und Israel. Vor allem auch wegen der Lieferung von U-Booten an Israel und Ägypten machten die deutschen Lieferungen nach Nahost 2014-18 25 Prozent der Exporte aus.

Russland als zweitgrößter Rüstungslieferant der Welt hat in den letzten Jahren deutlich an Boden verloren und nur noch einen Marktanteil von 21 Prozent gegenüber 27 Prozent 2009-13. Als Hauptgrund nennt Sipri den Ausfall des Abnehmerlandes Venezuela und weniger Bestellungen aus Indien. Trotzdem ist Indien weiter wichtigster Kunde Moskaus, vor China und Algerien.

Neben den astronomischen Steigerungsraten vor allem in Nahost notierten die Stockholmer Friedensforscher bei den Rüstungsimporten auch ein Plus der Waffenimporte um 37 Prozent durch Australien – Folge der stark gestiegenen Spannungen im pazifischen Raum. Der fünfte Kontinent ist damit zum weltweit viertgrößten Kunden der Waffenlieferanten hinter Saudi-Arabien, Indien und Ägypten aufgestiegen.

Der ägyptische Staatschef al-Sisi hat die Rüstungsimporte seines Lands seit seinem Antritt als Präsident 2014 im Gefolge eines Militärputsches mehr als verdreifacht. Wichtigste Lieferanten Kairos sind Frankreich, Russland und die USA. Auf dem afrikanischen Kontinent sind die Importe in den letzten vier Jahren um 6,5 Prozent zurückgegangen. Hier verweist Sipri vor allem auf die Rüstungsanstrengungen des algerischen Regimes, das für 56 Prozent aller Waffenbestellung aus Afrika steht.

 

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