Machado, Trump und der Friedensnobelpreis

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11.12.2025

Der Elefant im noblen Raum
Bei der Übergabe des Friedensnobelpreises fehlt die Geehrte, Maria Corina Machado. Auch ungenannt dominiert ein anderer die Zeremonie: US-Präsident Donald Trump / 
Eine Einschätzung von Thomas Borchert

Ganz so bizarr wie beim „Friedenspreis“ des Weltfußballverbandes an Donald Trump ist die Verleihung des vom US-Präsidenten dreist, aber vorerst erfolglos beanspruchten Friedensnobelpreises nicht ausgefallen. Aber dass die Zeremonie für die Venezolanerin Maria Corina Machado einen durchaus denkwürdigen Verlauf nahm, kann sich der Mann im Weißen Haus schon mal ans Revers heften.

Die norwegische Jury hat die 58- jährige Machado als treibende und einigende Kraft der demokratischen Opposition gegen den brutalen Autokraten Maduro ausgezeichnet. Dass sie aber die von der Trump-Administration vollkommen rechtlos angeordnete Tötung von mutmaßlichen Drogen-Dealern auch aus ihrem Land auf hoher See begrüßt und keine Einwände gegen Trumps militärische Bedrohung Venezuelas hat, will für viele ganz und gar nicht zum berühmtesten aller Friedenspreise passen. Und schon gar nicht, dass sie ausdrücklich meinte, der US-Präsident habe den Preis aller Preise verdient.

Die norwegischen Friedensfreund:innen, die jedes Jahr vor Preisträgern wie Willy Brandt, Nelson Mandela und Barack Obama mit einem Fackelzug symbolisch den Hut ziehen, sagten deshalb ab: Mit Einsatz für Frieden habe das alles beim besten Willen nichts zu tun.

Ungewöhnlich war dann auch das Drama um Machados Erscheinen bei der Zeremonie. Sie muss seit der von der Opposition 2024 gewonnenen und vom Marudo-Regime zu eigenen Gunsten gefälschten Wahl im Untergrund leben und verpasste bei der Flugreise nach Skandinavien die Verleihung knapp um ein paar Stunden. Umso erstaunlicher, wie ihre in New York lebende Tochter Ana Corina Sosa Machado nach der Entgegennahme des Preises die halbstündige Dankesrede der Mutter vollständig auswendig, sowie rhetorisch geschliffen vortragen konnte. Überzeugend legte sie, also eigentlich die Preisträgerin, ihre demokratischen Prinzipien für eine Überwindung der Maduro-Diktatur offen. Der Name Trump kam genauso wenig vor wie der neue US-Herrschaftsanspruch für Südamerika. Immerhin gab es irgendwo einen kleinen Satz: Eine Invasion von Venezuela sei „nicht das richtige Mittel“.

Auch den geringsten direkten Bezug zu Trump oder gar eine Namensnennung verkniff sich der Nobelkomitee-Chef Jorgen Watne Frydnes in seiner Laudatio auf Machado. Als der 40-Jährige, ein allseits geschätzter Menschenrechtsaktivist an der Spitze von Norwegens PEN-Zentrum, in schockierenden Details Grausamkeiten unter Maduro schilderte, wurde es unter den Honoratioren im Rathaussaal, unter ihnen Argentiniens angereister Präsident Milei, still. Genauso leidenschaftlich, aber auf dünnem Eis verteidigte Frydnes dann Machado gegen Kritik wegen ihrer praktisch bedingungslosen Unterstützung für Trump: Auch Friedensnobelpreisträger wie Lech Walesa und Nelson Mandela hätten „nicht nur ein Dilemma bei ihren Dialog-Entscheidungen gut gekannt“. Die Kritik an Machados Entscheidungen nannte er wohlfeil, weil „leicht von der Seitenlinie“ vorgebracht und „auch in alten Gedankenmustern verharrend“.

Zu den neueren im fünfköpfigen Nobelkomitee gehört die Einsicht, dass Venezuela „nicht alleine steht“. „Die ganze Welt ist auf der verkehrten Spur“, verkündete Frydnes und fuhr fort: „Autoritäre Mächte sind auf dem Vormarsch und versuchen, die Demokratie zu zerstören.“ Auch hier fiel weder der Name Trump noch der seines Landes. Man darf gespannt sein auf die kunstvolle Laudatio in einem Jahr, wenn der Krieg in der Ukraine, unter welchen Bedingungen auch immer, beendet ist und Donald Trump erst richtig loslegt mit seinem Verlangen nach dem Friedensnobelpreis.

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