Kommentar: Sipri wird immer mehr zum Kriegsforschungsinstitut

Profite der Rüstungskonzerne: Das finstere Konzert
02.12.25
Von: Thomas Borchert
Das Friedensforschungsinstitut Sipri führt eine brutale Welt vor. Der Kommentar.
Das Friedensforschungsinstitut Sipri sollte sich vielleicht besser in Kriegsforschungsinstitut umbenennen. So wie die Vereinigten Staaten als die nach wie vor größte Militärmacht der Welt den Chef im Pentagon jetzt als Kriegsminister statt wie bisher als Verteidigungsminister titulieren. Der jüngste Sipri-Report über die Geschäfte der hundert größten Rüstungskonzerne der Welt – 40 davon sitzen in Nordamerika – nennt immer wieder die Kriege in der Ukraine und in Gaza als Triebkraft für seit Beginn der Untersuchungen noch nie erreichte Rekordumsätze.
Da liest man in der kühl nüchternen Sprache der Stockholmer Datensammler, Russlands Waffenschmieden hätten 2024 die Produktion von 152mm-Artillerie-Granaten auf 1,3 Millionen Stück vervierfacht. Israels Plus um 16 Prozent beim Rüstungsgeschäft sei „sowohl auf den eigenen Militäreinsatz in Gaza wie die starke weltweite Nachfrage nach hochentwickelten Militärdrohnen zurückzuführen“. Die russischen 152er wurden wahrscheinlich schon samt und sonders verschossen und man muss sich beim Lesen selbst dazudenken, dass Opfer dieses Granatenregens gerade stapelweise aus Güterwaggons und in Plastiksäcken in ihrer ukrainischen Heimat abgeliefert worden sind. Und das zerstörte Gaza bleibt für seine Bevölkerung auch nach dem Ende des Bombenregens die Hölle: Blindgänger, Sprengfallen, weitere sporadische Angriffe …
Dass die vier größten deutschen Rüstungskonzerne in diesem finsteren Konzert hinter Japan mit plus 36 Prozent die herausragend höchsten Zuwächse geschafft haben, gehört zu den Überraschungen auf der Sipri-Liste. „Geht doch“, könnte der schon bemitleidenswert gebeutelte Wachstumskanzler Merz das kommentieren. Ist dieses entschlossene Zupacken bei Rheinmetall und anderen ja zum einen auf die von fast allen gewollte massive Unterstützung der Ukraine zurückzuführen. Und außerdem eine offenbar gut funktionierende Umsetzung der scholzschen „Zeitenwende“ gegen das angriffslüsterne Russland, den absolut alles an Profitgier ausrichtenden Trump und ein nach Weltherrschaft strebendes China.
Sipri attestiert den USA ein Wachstum von „nur“ 3,2 Prozent wegen hausgemachter Probleme: chronische Verspätungen und Kostensteigerungen wie bei der Bundesbahn. Aber das wie auch Chinas zehn Prozent minus im Gefolge gigantischer Korruption wird nur ein kleines Zwischentief bei der Jagd der ganz Großen nach Rüstungsprofiten und Hegemonie auf dieser Welt bleiben. Die Zahlen aus Stockholm sind eine eindrucksvolle Aufforderung an alle, sich andere Mittel dagegen auszudenken als die eigene Jagd nach Rüstungsprofiten.