Washington treibt Annektions-Pläne für Grönland weiter

Second Lady Usha Vance: Imperiale Einkaufstour in Grönland
Stand: 24.03.2025, 20:35 Uhr
Von: Thomas Borchert
KommentareDrucken
Die Trump-Administration in Washington lässt die US-amerikanische „Second Lady“, Usha Vance, in Grönland auftreten um die Ansprüche auf die Insel zu unterstreichen.
Es ließe sich hübsch witzeln über das plötzliche Interesse von Usha Vance am traditionsreichen Schlittenhunde-Rennen in Sisimiut. Aber dass die Ehefrau des US-Vizepräsidenten sich selbst „privat“ eingeladen hat und Ende der Woche Donald Trumps Nationalen Sicherheitsberater Mike Waltz sowie Energieminister Chris Wright mitbringt, findet in Grönlands Hauptstadt Nuuk niemand lustig. In Dänemark, als Ex-Kolonialmacht mit der teilautonom regierten Insel weiter in einer „Reichsgemeinschaft“ verbunden, mehren sich die Stimmen, die Trumps Vorgehen als hybride Kriegführung einstufen. Gegen einen Nato-Verbündeten.
Mute Egede, nach der jüngsten Parlamentswahl nur noch grönländischer Regierungschef auf Abruf, sieht die bizarre Besuchsankündigung als „ungeheuer aggressiven amerikanischen Druck“: „Alle diplomatischen Anläufe zu einem Dialog waren vergeblich. Jetzt muss die internationale Gemeinschaft in Aktion treten, statt nur kleine, zaudernde Sympathiebekundungen abzugeben.“ Vorausgegangen war die Ansage an Washington, dass die Visite wegen der derzeit lautenden Regierungsbildung in Nuuk und des laufenden Kommunalwahlkampfes unerwünscht sei. Deshalb würde auch niemand Offizielles mit der „Second Lady“ der USA und ihren beiden politisch schwergewichtigen Reisebegleitern Waltz und Wright zusammenkommen. Die dänische Regierung hat genauso eine Abfuhr erteilt.
Das Weiße Haus scherte das alles genauso wenig wie die unzweideutige Absage der Wählermehrheit unter Grönlands Bevölkerung mit 57 000 Menschen an Trumps Übernahmegelüste. Ungerührt schickte Washington schon mal 40 Sicherheitsleute, sowie zwei Transportmaschinen mit vier gepanzerten Staats-Limousinen nach Nuuk. Sie sollen das Besucher-Trio durch die Kleinstadt befördern. Zum Hunderennen und zur US-Militärbase Pituffik (früher Thule) geht es dann per Flieger.
Kolonialistischer Auftritt des Junior
Die TV-Bilder von der Entladung der Limos erinnerten als Machtdemonstration an die Blitz-Visite des Sohnemanns Donald Trump jr. im Januar. Der war in Nuuk an Bord eines Privat-Jets mit der Aufschrift „Trump Force One“ gelandet, spendierte Leuten auf der Straße rote „Maga“-Caps sowie einigen auch ein Mittagessen. Nach vier Stunden war er wieder weg und tönte daheim im TV, Grönland passe wunderbar in die USA.
Beim zweiten Stunt dieser Art sollen Berater Waltz und Minister Wright den Anspruch der USA auf die größte Insel der Welt mit ihrer strategisch zentralen Lage und gewaltigen Bodenschätzen personifizieren. Usha Vance wird für das „Bunte“ beim Hundeschlittenrennen zuständig sein. Und das US-Konsulat in Nuuk sponsert die Veranstaltung mit sicher mehr als einer Handvoll Dollars.
Dänemarks Regierungschefin Mette Frederiksen moniert, der Besuch gegen den ausdrücklichen Willen aller Verantwortlichen sei „eine sehr ernste Angelegenheit“. Bisher hierher hatte sie sich allzu deutliche Kritik an Trumps Annexionsgelüsten gegenüber einem Nato-Verbündeten eisern verkniffen. Sie zog Risikobegrenzung vor und sagte, nur Grönland selbst könne über seine Zukunft entscheiden.
Diese Zurückhaltung ist jetzt wohl passé dank des so dreisten und feindseligen Trips von Usha Vance samt Tross. Und auch nicht angesichts der zunehmenden Ausbreitung eines etwas anderen Narrativs im politischen Kopenhagen: Ein Kommentator von Danmarks Radio stuft die Vance-Visite als „hybride Kriegführung“ Washingtons ein. Claus Mathiesen von Dänemarks Verteidigungsakademie fühlt sich an seine Zeit als Militärattaché in Kiew erinnert: „Das läuft genauso wie mit russischen Politikern vor der Annexion der Krim.“