Das steinreiche Norwegen kann durch mehr Rüstung noch reicher werden

Norwegen sucht eine neue Ethik: Investitionen in Rüstung?
Stand: 17.02.2025
Von: Thomas Borchert
Mit dem überquellenden „Pensionsfonds“ des Königreichs soll jetzt Aufrüstung bezahlt werden – um gegen Russland bestehen zu können. Ein Umdenken.
Das steinreiche Norwegen hat seinen Reichtum durch den Krieg in der Ukraine als Europas Gaslieferant mit maximalen Mengen und hohen Preisen kräftig gemehrt: nach offiziellen Angaben um 108 Milliarden Euro als „außergewöhnliche Einnahmen“. Das ist ein bisschen mehr als die Ukraine-Hilfe aus den USA und Deutschland zusammen.
Zum Start der Münchener Sicherheitskonferenz kam aus Oslo genauso offiziell die Anregung, eine weitere Einnahmequelle angesichts der weltweit gestiegenen Krisen- und Kriegsstimmung anzuzapfen. Norwegens Nationalbank-Chefin Ida Wolden Bache schrieb in ihrem Jahresbericht: „Wir müssen offen dafür sein, dass sich ändern könnte, was als ethisch akzeptabel gilt, wenn die Welt wieder von militärischer Aufrüstung und wachsenden Spannungen zwischen den Ländern geprägt wird.“
Norwegens Kriegsgewinne explodieren: 108 Milliarden Euro Zusatzprofite durch Gas-Exporte
Im Klartext: Die gigantischen Einnahmen aus dem Gas- und Ölgeschäft sollen künftig breiter in Rüstungsunternehmen investiert werden können. Sie fließen bisher komplett in den „Pensionsfonds“, mit einem nur schwer fassbaren Kapital von 1700 Milliarden Euro, die im Ausland angelegt werden.
Dem größten staatlichen Investor der Welt verbieten „ethische Richtlinien“ aber Geldanlagen bei Rüstungsproduzenten, die etwa an der Herstellung von Atomwaffen beteiligt sind, darunter Airbus, Boeing, BAE Systems und Lockheed. Nach einer von Friedensgruppen international gelobten Verschärfung dieser Richtlinien 2021 musste sich der Fonds von diversen Beteiligungen trennen.
Ethik im Wandel: Nationalbankchefin regt Rüstungsinvestitionen für den Staatsfonds an
Damit soll Schluss sein, findet die Nationalbankchefin: „In der heutigen Welt müssen die nationale Sicherheit und die Abwehrbereitschaft im Vordergrund stehen.“ Am selben Abend meldete sich ihr Landsmann, der Ex-Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg, vom Start der Münchner Sicherheitskonferenz. Eigentlich sollte er sie als deren neuer Vorsitzender eröffnen. Daraus wurde nichts, nachdem der 65-Jährige völlig überraschend das Finanzministerium in Oslo übernommen hat: „Ich bin hier vor allem wegen der wirtschaftlichen Unsicherheit in der Welt,“ erklärte er im heimischen TV und warnte mehr vor Handelskriegen als vor den militärischen.
In seiner neuen Funktion dürfte Stoltenberg als bisher unermüdlicher Werber für massive Aufrüstung wohl die Anregung der Nationalbankchefin mit aller Kraft umsetzen. Internationale Kritik an Norwegens Rolle als „Kriegsgewinnler“ bei eher beherrschter Hilfe an die Ukraine weist er jetzt genauso überzeugt zurück, wie er als Nato-Generalsekretär für maximale Hilfe eingetreten ist.
Pensionsfonds-Chef Tangen: Tesla-Investor und Milliardär könnte neue Ethik durchsetzen
Die ethisch künftig wohl anders akzeptable Investment-Strategie der finanziellen Großmacht Norwegen soll Nicolai Tangen umsetzen. Der selbst steinreiche Chef des Pensionsfonds ist mit Elon Musk befreundet und dienstlich mit dem Fonds einer der zehn wichtigsten Anteilseigner bei Tesla. Von Musks Hitler-Gruß wollte er sich bisher nicht distanzieren und als Aktionär bei Tesla bleiben.
Elon Musk: Vom Milliardär aus Südafrika zum Schattenpräsidenten der USA
Die Hälfte der Fondsinvestitionen ist in den USA platziert. Tangen findet, dass Trumps Start „rein finanziell“ nur Gutes verheiße. Im TV lautete seine muntere Reaktion auf die Meldungen von den steigenden US-Aktienkursen: „Go, go, gorilla.”